MSM: Im letzten Monster war dein IntroDing. Jetzt kommen wir wieder und haben dein Am„Checkout“. In der nächsten letzten Ausgabe ist dann dein ProSpot light! Aber zum Thema: Du bist ja nicht von Münster direkt nach Berlin gezogen.
Tabo: Nach dem Abi in Münster kam der Klassiker: nicht recht gewusst, was man jetzt anfangen will mit dem Leben. Aber mir war schon klar, dass ich erst mal Bock hatte, weiter zu skaten und die Welt zu sehen.
MSM: Wurdest du da schon gesponsert?
Tabo: Titus Münster. Das fing an, als ich 16 war. Nach der Schule habe ich ein FSJ gemacht über eine Organisation mit Partnerprojekten in der ganzen Welt. Meine Mutter ist ja aus Südafrika, deswegen war ich auch mal da gewesen.Wahnsinnig vielfältige Kultur, die Menschen, die Natur. Das wollte ich besser kennenlernen. Dafür war das FSJ super. Das Prinzip ist, dass man in einem sozialen Projekt vor Ort arbeitet und dafür eben Kost, Logis, Hin- und Rückflug bezahlt bekommt sowie ein kleines Taschengeld. Also hat es mich für ein Jahr nach Johannesburg verschlagen.
MSM: Also scheißt auf die Bundeswehr, macht ein Soziales Jahr. Geht nach Johannesburg, das ist safer… Mike: Du wurdest aber auch mit ’ner Waffe abgezogen, oder? Handy weg?
Tabo: Das auch. Aber das war ein sehr prägendes Jahr. Ich wusste, dass man übers Skaten viele Leute kennenlernt. Aber ich hatte keinen Plan, was da so geht. Zu merken, wie herzlich ich in der Skateszene aufgenommen wurde, wie viele motivierte Skater es dort gibt… Da dachte ich: „Wow, Skateboarding ist echt etwas, was Menschen über den ganzen Globus verbindet!“ Man lernt direkt Leute kennen. Die zeigen einem alles.
MSM: Bist schließlich kein Tourist.
Tabo: Genau. Dadurch, dass ich ein Jahr lang dort und auch in diesem Projekt gewesen bin; das war so eine Schule mit Nachmittagsbetreuung.Wir haben in der Schule geholfen und dann am Nachmittag Hausaufgabenhilfe gegeben. Ich war einmal die Woche mit den Kids im Skatepark und am Wochen- ende mit den Homies unterwegs. Da sind echte Freundschaf- ten entstanden. Kani hat ein paar Jahre in Berlin gewohnt. Lamini ist jetzt nach Berlin gezogen. Ich habe viel gelernt.
MSM: Ging’s von da direkt nach Berlin?
Tabo: Nicht direkt. Danach war ich wieder an diesem Punkt: wie weiter? Das ist aber auch eine Sache, die ich dort gelernt habe: Es ist okay, keinen genauen Plan zu haben.
MSM: Ist das gut für dich gelaufen, dein Leben nicht so durchzuplanen?
Tabo: Es war richtig, das so offen anzugehen. Alles, was sich ergeben hat, hat sich am Ende als gut herausgestellt. Man muss sich diesen Superstress nicht machen. Ich bin erst mal zurück nach Münster und habe etwas nebenbei gearbeitet. Ich war viel skaten. Aber dann dachte ich: Okay, jetzt habe ich Lust, was anderes anzufangen und mich mit etwas zu beschäftigen, was nicht täglich mit Skaten zu tun hat…
ES GIBT SOLCHE UND SOLCHE TAGE. ABER DEN ABSPRUNG FINDEN LERNT MAN LEIDER AUCH DADUCH, DASS MAN IHN MANCHMAL NICHT FINDET
MSM: „Okay, ich brauche ein Hobby.“
Tabo: Ja, irgendwie anderen Input. Durch die Arbeit in Südafrika bin ich auf Soziale Arbeit gekommen. Man lernt in dem Studium viele Felder kennen. Als eine Zusage aus Berlin kam, war für mich klar, dass ich da hingehe. Eine große Stadt, viele unterschiedliche Menschen, man kann viel erleben. Jetzt bin ich etwa vier Jahre da.
MSM: Man kann sich in Berlin ja auch wunderbar ablenken. Ich käme mir da verloren vor, und vermutlich wäre ich schnell ein Crackopfer im Rinnstein. Ist das noch so?
Tabo: Das ist immer noch so schlimm – oder schön? Mir hat geholfen, dass ich durch das Studium Struktur hatte. Also klar, nach ner Session geht man in ne Bar, und dann kann es auch mal bis zum Morgen weitergehen.
MSM: Aber dafür ist man im Studium. Dafür wurde das Studium gemacht. Hat schon der Chefkoch bei South Park gesagt.
Tabo: Ist ja auch so ein bisschen vom Typ abhängig. Klar habe ich auch mal Bock, feiern zu gehen, aber ich komme auch immer irgendwie an einem Punkt, wo ich mir denke: „Boah, ich gehe jetzt mal nach Hause.”
Mike: Haha, echt?
MSM: Ich habe bei Tabo auch das Gefühl, dass er weiß, wann Schluss ist.
Tabo: Es gibt solche und solche Tage. Aber das lernt man auch in Berlin: Den Absprung finden. Lernt man aber leider auch dadurch, dass man ihn manchmal nicht findet.
MSM: Jetzt fährst du für Toy Machine.Was noch?
Tabo: Über 24/7 fahre ich Toy Machine, Ace Trucks, Bones Wheels und Bearings und ja, auch weiterhin Titus Münster.
MSM: BonesWheels und Bearings, dann istVern Laird dein Teammanager? Schon mal getroffen?
Tabo: Nee, noch nicht. Das mit 24/7 fing ja erst Anfang 2021 an. Ich kriege auch noch Klamotten von Antics, also eigentlich Hardware, aber ebenfalls Klamotten. Auch cool.
Mike: Wie oft bist du eigentlich gesackt?
MSM: Große Leute sacken angeblich nicht so viel, habe ich heute gelernt.
Tabo: So richtig gesackt? Kann ich mich nicht erinnern.
Mike: An diesem Doubleset Rail?
Tabo: Ahhh ja – Potsdam. Da konnte ich mich aber noch leicht zur Seite drehen. Es ist eher auf den inneren Oberschenkel gegangen, knapp am Sack vorbei.
Mike: Schon mal Blut gepisst?
Tabo: Nee, aber ich bin im Frühling einmal mies auf einem Kinkrail aufs Steißbein gefallen. Zu früh rausgerutscht, und dann unten auf das gerade Stück, Steißbein – bonk.
MSM:Was war dein ekligstes Rail bisher?
Tabo: Eigentlich ist es ein perfektes Rail. Gegenüber vom Ostbahnhof in Berlin am EnergieForum. Ein 14er-Indoor-Rail in einem krass futuristischen Gebäude.
Mike: Fucking Back Lip…