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Skateboarding in Beirut – Ein Reisebericht aus dem Libanon

Ghassan Al-Salman
Ghassan Al-Salman

Mazen erzählt mir noch von Ghassan Al Salman erzählt, der den ersten Skateshop in Beirut eröffnete. Also verabrede ich mich am nächsten Tag mit ihm und besuche ihn in seiner Wohnung die ebenfalls in Hamra liegt und in der er seinen Shop betreibt. Er hat im Februar 2010 damit begonnen Secondhand Schuhe auf dem Markt zu kaufen, sie aufzubessern und an Skater zu verkaufen, daraus ist sein Laden entstanden. Er sagt er gehört zur ersten Generation libanesischer Skater, die wirklich dabeigeblieben sind und versucht eine Basis aufzubauen, um die herum Skateboarding wachsen kann. Mittlerweile bekommt er Boards von Deluxe und hat auch Polar Boards importiert, aber das ist wegen dem starken Euro auf Dauer zu teuer, wie er sagt. Der Vertrieb von NHS Brands ist ebenfalls schwierig, weil der lokale Großhändler oft Sorge hat Probleme zu bekommen, wenn er Decks, z.B. mit Bildern der Jungfrau Maria oder religiös anstößigen Graphics importiert. Obwohl der Shop inzwischen gewachsen ist, kann er immer noch nicht davon leben. Er unterrichtet nebenher Skateboarding an Schulen, arbeitet im Familienbetrieb und reinvestiert seinen Gewinn wieder in den Shop. Auch er und sein Freund Bilal, der ebenfalls vorbeischaut, sind durch THPS infiziert worden.

Skateobarding kam langsam nach Beendigung der Kriegshandlungen in den Libanon und als sie 2002 anfingen haben sie einfach selbstgebaute Rampen und Rails auf die Straße gestellt und sind dort geskatet. Mittlerweile hat der Verkehr in Beirut allerdings dermaßen zugenommen, dass das nicht mehr möglich ist. Dafür sehen sie das Brett jetzt als bestes Fortbewegungsmittel. Bahnverkehr gibt es nicht, Busse und Autos stecken ständig im Stau fest, Fahrrad fährt so gut wie niemand. Das Board ist damit die schnellste, gesündeste und umweltfreundlichste Methode um durch die Stadt zu kommen. Ghassan sagt, heutzutage sei es ihm auch am liebsten, einfach zu cruisen. In Beirut gibt es viele Hügel und die bombt er auch gerne, genau wie die meisten anderen Skater, die fast alle ein Cruiser-Zweitboard besitzen. „Nach einem Downhill ein Bier trinken, was gibt es Besseres?“ Ob auch sonst der Skateboard Lifestyle mit Sex, Drugs und Rock ‘n’ Roll gelebt wird? Ein wenig, sagen die Beiden, aber zu sehr übertreiben sie es nicht.

Die Menschen im Libanon sorgen sich darum ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, da ist das Verständnis für etwas wie Skateboarding gering

Die Eltern würden sich so schon genug Sorgen machen. Bilals Vater etwa wollte, dass der Innenarchitektur Student im familiären Restaurant hilft, anstatt seine Zeit mit Skateboarding zu verplempern und sich zu verletzen. Bilal aber blieb stur und hielt dagegen, dass er mit Skateboarding bisher am meisten Geld verdient hat. Dabei ist er nicht gesponsert, sondern wirkt bei Werbedrehs mit. Egal ob Kinder Bueno, Head & Shoulders oder Nike, er hat schon viele gedreht. Einmal wollte ein Regisseur, dass er sich ein 20er Handrail runterstürzt, erzählt er und schüttelt den Kopf. Sie haben sich dann auf ein 7er geeinigt. Sein Vater, wie auch viele andere, verstehen das was er macht allerdings trotzdem nicht wirklich. Die Menschen im Libanon sorgen sich darum ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, da ist das Verständnis für etwas wie Skateboarding gering. Deshalb auch die vielen Busts. Ghassan erzählt von den ganzen Marmorspots die durch den Bauboom an allen Ecken entstehen, aber von Securities streng bewacht werden. „Es wird viel Geld in diese Bauten gesteckt, da wollen sie natürlich nicht, dass es kaputt geht.“ Er sieht aber auch die positive Seite daran, dass solche Spots wie am Yachthafen mittlerweile speziell auch gegen Skater geschützt werden, immerhin bedeutet das, die Szene wird relevant. Besser fände er es natürlich, wenn die Stadt verstehen würde, dass Skateboarding positive Effekte besitzt und urbanen Raum belebt, was sich auch auf den Tourismus auswirken würde.

Auf Ghassans Bett liegt die neueste Transworld Ausgabe und auch seine DVD-Sammlung ist umfangreich. Heutzutage, sagt er, sei es über das Internet sowieso einfach, die ganzen Videos zu bekommen. Er zeigt mir ein Video, dass sie vor Jahren selbst gefilmt haben, als sie gerade anfingen zu skaten. Während heute zwei Skater in Beirut DSLR Kameras besitzen, haben sie damals eine Gabel als Griff mit Klebeband an einer billigen Kamera befestigt und ein Plastikrohr auf der Linse geklebt, um die Fisheye Vignette zu faken. Man kann sehen, dass sie in ihren Anfangstagen auf Zero und Flip standen. Gnadenlos moshen sie sich Gaps hinunter und kassieren hart. Dabei haben sie das gleiche Glitzern in den Augen, das man bei allen sieht, die gerade vom Skateboardvirus infiziert wurden. Skateboarding ist eben doch universell.

Heutzutage steht Ghassan auf Brands wie Real, Santa Cruz, Black Label oder Toy Machine. Die Logos der beiden Letzteren hat er sich sogar tätowiert. Die Skater in Beirut sind allgemein eher Punkrock, während, wie ich erfahre, man in Tripoli mehr auf Sk8Mafia abfährt. Wir rauchen und unterhalten uns noch eine Weile über Skateboarding, den neuen Nyjah Part (wir sind uns einig, dass ihm die Seele fehlt und wir David Gonzalez besser finden) und Tod durch Pflocken, dann bietet mir Bilal an, mich auf seinem Motorrad zum ersten offiziellen Shop in Beirut zu bringen, der vor drei Wochen eröffnet hat.

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