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Hamed Eshrat Coming of H

Interviews

Hamed Eshrat über sein neues Buch “Coming of H”

Wir haben uns mit Hamed über sein neues Buch, Skateboarding als Ausweg aus sozialen Brennpunkten und die Comicsprache unterhalten.

Dein kÜrzlich erschienenes Buch Coming of H lässt aufgrund des Titels schon ein wenig auf den Inhalt schließen. Beschreib das Buch doch mal in ein paar Sätzen fÜr unsere Leser.


Die Geschichte spielt in den 1990ern während meiner Jugend in der westfälischen Provinz. Ich bin damals Skateboard gefahren, irgendwann fing ich auch an zu sprühen. Nebenbei haben wir oft gefreestylt und mein MC Name war Age-E, also meine Initialen HE auf englisch. Daher auch »Coming of H« und der Rest erklärt sich ja von selbst, das Genre und die Drogen spielen beim Titel auch eine Rolle. Anfänglich wollte ich eine lustige schnell gezeichnete Coming-of-Age-Geschichte schreiben, aber mir wurde schnell klar, dass ich meine Familiengeschichte nicht komplett rauslassen kann. Das hätte der Figur nicht gut getan, somit habe ich einen weiteren Handlungsstrang mit meiner Familie entwickelt. Wir sind 1986 aus dem Iran nach Deutschland emigriert und mein Vater hatte dabei eine tragische Biografie. Durch die Episoden aus dem familiären hat die Geschichte noch eine tiefere Ebene bekommen.

 

Was hat dich dazu bewegt, nach deinen ersten beiden Projekten an einem so autobiografischen Buch zu arbeiten?


Meine ersten beiden Projekte waren auch schon autobiografisch bzw. das erste biografisch und das zweite autobiografisch. Es war eine intensive Zeit, damals mit meiner Posse, die Zeit hat mich sehr geprägt, daher ging mir die Idee eine Geschichte darüber zu schreiben schon seit längerem durch den Kopf. Nachdem ich mich in meinem letzten Buch NIEDER MIT HITLER! ODER WARUM KARL KEIN RADFAHRER SEIN WOLLTE mit einem historischen und ernsterem Thema beschäftigt hatte, wollte ich mich in meinem neuen Comic mit einem lockeren Stoff auseinander setzen, aber wie oben schon erwähnt, ist es am Ende eher eine Geschichte geworden, worin auch das Schwere eine Rolle spielt.

Coming of H cover

Viele kennen Comics eher als Unterhaltungsmedium für seichtere Inhalte. Kann die Bildsprache in Comics dazu beitragen ernstere Themen nicht nur anders sondern an manchen Stellen sogar besser zu vermitteln als in Büchern?


Auf jeden Fall. Das Comic ist eine eigenständige Kunstform mit autonomen Erzählweisen, daher können manche Dinge in einem Comic besser vermittelt werden als in es mit reiner Schrift möglich ist. Eine der wesentlichen Merkmale des Comics, ist ja das Zusammenspiel zwischen Wort und Bild, dadurch ergeben sich z.B. für den Autor Möglichkeiten, die es in der Literatur nicht gibt.

Wie autobiograFIsch ist das Buch denn?


„Vieles ist genau so passiert einiges ganz anders“ steht am Anfang des Buches und zeigt schon auf, dass es nicht so einfach ist mit dem differenzieren zwischen autobiografischen und fiktionalen Anteilen. Ich habe schon immer sehr gerne geredet und es fällt mir auch nicht schwer, über mich selbst zu erzählen, aber es gibt natürlich Grenzen. Einiges in der Geschichte bleibt daher bewusst angedeutet bzw. überlasse ich den Leser*innen selbst, Schlüsse aus den unterschiedlichen Fragmenten zu ziehen.

Wie lange hast du an dem Projekt gearbeitet?


Ich habe ca. vier Jahre daran gearbeitet, zwischendurch gab es ja noch die Pandemie, Lockdowns mit zwei Kita-Kindern u.s.w.

 

Kann Skaten deiner Meinung nach eine mögliche Antwort oder sogar ein Ausweg für Drogenprobleme in sozialen Brennpunkten oder Provinzstädten sein?


Ich hoffe schon und ich denke in vielen Fällen funktioniert das auch. Skaten bietet viele Möglichkeiten, um sich z.B. sozial, mental oder sportlich zu entwickeln. In dem Zusammenhang liegt eine Stärke des Skatens darin, dass den Jugendlichen eine Alternative zu den konventionellen Sportmöglichkeiten in Vereinen geboten wird. Die Strukturen und die festen Abläufe sind ja nicht für jedermann 🙂 Daher bietet das Skaten Leuten wie uns die Möglichkeit, sich kreativ und unabhängig zu entwickeln.

Coming of H Cover

Welche Rolle spielt Skaten denn noch in deinem täglichen Leben?


Naja, die letzten vier Jahre war Skateboarding, zumindest inhaltlich, durch meine Arbeit an »Coming of H« omnipräsent. Ich habe in der Zeit Christoph, einen Papa, hier bei uns aus der Nachbarschaft, kennengelernt. Er fährt noch regelmäßig und hat mir zu meinem Geburtsag ein gebrauchtes Komplett-Board zusammen gestellt. Wir waren dann paar mal zusammen fahren und das hat auch sehr gebockt. Aber es ist sehr hart dran zu bleiben, mein Beruf als Comickünstler und die Familie beanspruchen mich momentan in vollem Maße.

Was steht als nächstes für dich an?


Ich plane eine Reise zum Inneren der Erde, haha. Wenn dann überhaupt zum Kern meines selbst, was bei mir quasi eine Lebensaufgabe ist 🙂 Ich habe letzte Woche ein Exposé für einen Prequel von »Coming of H« geschrieben. Ich hatte von Anfang an schon überlegt meine Geschichte in drei Teilen zu erzählen, also: 1. Jugendjahre in Deutschland, 2. Kindheit in Deutschland und 3. Kindheit im Iran. Ich habe mit einem Ausschnitt aus meinen Jugendjahren begonnen, daraus ist das Buch »Coming of H« entstanden, nun werde ich mich wahrscheinlich mi dem zweiten Teil beschäftigen, also der Zeit meiner Kindheit in Deutschland.


Danke für das Gespräch Hamed!

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