Eigentlich hatten wir den Traum ja fast aufgegeben. Und das, obwohl wir kurz nach dem Erscheinen von „Zurück in die Zukunft II“ wirklich felsenfest davon überzeugt waren, schon bald Martys pinkes Hoverboard unter dem Weihnachtsbaum zu finden. Vor allem, nachdem Regisseur Rob Zemeckis in einem Interview dreist behauptet hatte, dass es schon längst solche Hoverboards gäbe – und nur besorgte Elternverbände daran schuld seien, dass diese noch nicht auf dem Markt waren. Doch nachdem auch die letzten Gerüchte auf dem Schulhof irgendwann verstummten und die Physik-Dudes es immer noch nicht hingekriegt haben, uns die Flugbretter zu bauen (weil sie zu beschäftigt sind, mit blöden schwarzen Löchern) verschwand das ersehnte Hoverboard zusammen mit He-Man, der bunten Regenbogen-Spirale und dem kniffligen Zauberwürfel irgendwann in der 80er Kiste. Bis jetzt.
[Text: Philipp Schulte | Illustration: Peter Zapasnik]
Denn nachdem der französische Künstler Nils Guadagnin vor einigen Monaten für eine Austellung ein offensichtlich funktionsfähiges Hoverboard gebaut hatte, kochte die alte Hoffnung in unseren kindgebliebenen Köpfen wieder auf. Hoverboards. Hach ja. Könnte es überhaupt etwas großartigeres geben (außer Lichtschwertern vielleicht)?
„Ein paar Forscher gehen da möglicherweise schon in die richtige Richtung“, erklärt Dr. Michael Sutherland von der University of Cambridge. Und auch wenn der britische Quantenphysiker ein Hoverboard bis zum nächsten Weihnachtsfest für eher unwahrscheinlich hält, kann er sich immerhin drei Methoden vorstellen, wie das mit dem Schwebebrett funktionieren könnte. Great Scott, here we go:
Düsenantrieb
Der Grundgedanke hierbei wäre es, mit Rotor-Turbinen genug Auftrieb zu erzeugen, um jemanden vom Boden abheben zu lassen. Das Prinzip an sich funktioniert bei Flugzeugturbinen und Senkrechtstartern durchaus verlässlich, bislang gibt es aber noch keine Ventilator-ähnlichen Maschinen, die bei geringer Größe trotzdem genug Schub erzeugen könnten, um einen Menschen 10 cm über dem Boden zu halten – selbst, wenn er so klein wie Marty McFly wäre. Fällt aus technischen Gründen also aus.
Anti-Gravitiation
Bei diesem Ansatz ginge es darum, ein „negatives Gravitionsfeld“ zu erzeugen, das schließlich der Erdanziehungskraft entgegenwirkt und sie dadurch aufhebt. Klingt toll, könnt ihr aber leider vergessen. Die Wissenschaft hat noch nichtmal die eigentliche Gravitation wirklich durchdrungen und ist so weit davon entfernt, sie manipulieren zu können, wie die Türkei vom diesjährigen Weltmeistertitel. Sorry, Jungs.
Schwebende Supraleiter
Ein sogenannter Supraleiter, der unter die Temperatur flüssigen Stickstoffs gekühlt und über einem Magneten plaziert wird, erzeugt ein eigenes magnetisches Feld, welches das des Magneten neutralisiert und den Supraleiter somit schweben lässt. Das funktioniert übrigens wirklich; ein paar japanische Forscher haben damit schon einen Sumoringer in die Luft erhoben. Was Hoverboards angeht, würde das Ganze allerdings nur funktionieren, wenn alle Straßen mit Magneten gepflastert wären – und alle Boards aus Supraleitern bestehen würden, die auf – 200 °C runtergekühlt sind. Also auch eher unwahrscheinlich.
Es sieht also nicht so aus, dass in der nächsten Zukunft damit zu rechnen ist, dass uns die netten Jungs aus dem Physik-LK unsere ersehnten Schwebebretter bauen, auch wenn einzelne Companies, wie beispielsweise HoverTech aus Colorado, tatsächlich und angeblich ernsthaft an Hoverboard-Konzepten arbeiten. Der französische Künstler hat schlussendlich übrigens auch gemogelt und den Gegenmagneten zu seinem Hoverboard einfach im Sockel seiner Skulptur versteckt. Also los, Physik-Nerds dieser Welt, vergesst mal für einen Augenblick die schwarzen Löcher: 2015 ist Hoverboard-Deadline. Wir zählen auf euch.
Wie war das eigentlich damals bei „Zurück in die Zukunft“? Mehr dazu auf der nächsten Seite.
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