Skaters Atlas kennen die Meisten mittlerweile wohl. Seit ca. zwei Jahren werden auf der dortigen Website regelmäßig Portraits von Skateszenen unterschiedlicher Städte gezeigt. Aktuell ist Stuttgart im Fokus. Wer die Macher hinter Skaters Atlas sind, das war bisher allerdings nicht so bekannt. Matt Phipps stammt aus Amerika und reist als Filmer um die Welt, während der in Köln wohnende Julian Eckes sich um Gestaltung und Vermarktung kümmert. Wir haben die Beiden in geselliger Runde getroffen und uns mit ihnen über ihr Projekt unterhalten.
[Interview: Stefan Schwinghammer]
So, dann stellt euch doch bitte als Erstes vor.
Julian: Ich bin Julian, bin 30 Jahre alt, komme aus Deutschland und skate seit, sagen wir einfach, ich skate schon eine lange Zeit. Skaters Atlas mach ich mit Matt seit ca. zwei Jahren. Eigentlich ist es Matts kleines Baby. Er hatte die Idee und nach langen Gesprächen via Skype bin ich dazugestoßen und wir haben es zusammen weiter gemacht. Es mag größer aussehen, als es ist. Eigentlich machen wir das zu zweit, wobei man auch nicht sagen kann, welche Aufgabe wem zugeschrieben ist. Wir machen viele Dinge zusammen, trotzdem ist Matt Filmer, Editor und der Kopf für den Inhalt, den wir produzieren. Ich bin für das visuelle Erscheinungsbild zuständig, für alles, was sich nicht bewegt.
Matt: Ich bin Matt Phipps, ich skate seit 13 Jahren und filme seit zehn Jahren. Weil ich mal 160 Kilo wog und zu dick war, um zu skaten, hab ich angefangen zu filmen. Ich rief vor ein paar Jahren Skater Atlas ins Leben, weil ich keinem normalen Beruf nachgehen wollte. Ich habe zwar im Video- und Dokumentationsbereich gearbeitet, wollte aber einfach jeden Tag skaten, jeden Tag auf Mission, jeden Tag versuchen, Clips zu filmen und somit hab ich beschlossen, „the poor life“ zu leben und skaten zu gehen. Ich versuche Leute zu zeigen und darzustellen, die etwas vorantreiben wollen und somit die Kids und andere Skater inspirieren, raus zu gehen und etwas zu unternehmen.
Matt Phipps
Kam es dadurch zu der Idee?
Matt: Ich liebe es, unabhängige Full Lengths Videos zu filmen, aber davon kannst du nicht leben. Deswegen wollte ich meine Liebe zu Dokumentationen mit dem Skaten verbinden. Ich hatte Glück und bekam in den Staaten einen gut bezahlten Job in einer TV Serie und entschied mich dann dafür, ein Ticket hier her zu kaufen und Ideen zu erarbeiten. Ich habe vier Monate in Wien verbracht und darüber nachgedacht, wie das aussehen soll und wo ich hin möchte. Dann bin ich zurück in die USA und habe wieder Geld verdient und habe mit Julian immer via Skype gesprochen, sechs Monate, bevor wir uns überhaupt das erste Mal getroffen haben.
Wie und wann habt ihr euch denn getroffen?
Matt: Julian studierte in Wien, wir hatten die gleichen Freunde und als ich gefragt habe, wer mir bei der Webseite helfen könnte, gaben sie mir Julians Nummer. Ich habe ihn instruiert und erklärt, was ich machen will und er war down dafür. Jetzt, zwei Jahre später, ist es kaum zu glauben, dass es schon sieben Issues sind. Wir versuchen dran zu bleiben und neue Orte zu sehen, neue Leute zu treffen und coole Sachen zu entdecken, die parallel zu Skateboarding laufen.
Ich möchte durch Skaters Atlas Leute dazu inspirieren, etwas für ihre lokale Szene zu tun
Was ist die Hauptsache von Skaters Atlas, was ist euch wichtig?
Matt: Die Skatekultur in alle verschiedensten Ausprägungen zu zeigen. Skateboarding gestaltet so viele verschiedenen Dinge und Orte. Jeder Ort ist unterschiedlich und es gibt auf der ganzen Welt Leute, die etwas Cooles in Verbindung mit Skateboarding machen. Ich denke in den heutigen Medien ist Skateboarding sehr eng. Es gibt die Pros, was wichtig ist, aber es ist auch wichtig den Leuten zu zeigen, dass es mehr gibt. Es ist cool, den Leuten zu zeigen, dass man sich seinen eigenen Park bauen kann, seine eigenen Company starten kann oder einfach eine Kamera in die Hand nehmen kann um dann anzufangen, Fotos zu schießen. Ich möchte durch Skaters Atlas Leute dazu inspirieren, etwas für ihre lokale Szene zu tun.
Julian: Ich denke es geht sehr darum, Leute zu inspirieren, sie zu motivieren etwas Eigenes zu machen, weil das eines der schönsten Dinge im Skateboarding ist. Viele haben die gleiche Einstellung, wenn es darum geht, kreativ zu sein und sein eigener Chef zu sein. Die Grenzen ausreizen und den eigenen Wünschen und Träumen folgen. Durch das darstellen und portraitieren solcher Menschen, hoffen wir, andere inspirieren zu können, dieser Einstellung zu folgen und dass sie, es klingt komisch, aber es ist so, dass sie ihren Träumen folgen. Verkauf dich nicht unter Wert und hör nicht auf, bevor du nicht den Himmel erreich hast.
Julian Eckes
Wie entscheidet ihr, welche Stadt ihr zeigt?
Matt: Ich wähle die Städte danach aus, wie viele Connections ich wo habe. In Bangkok zum Beispiel kenne ich Burny (Florian Hopfensperger). Ich versuche Städte zu finden, in denen ich gute Connections habe, die Interviews führen und dann eine gute Issue in zwei Monaten machen kann. Es ist viel Arbeit 45 Minuten zu füllen, aber es hilft eben, wenn man die Leute kennt und das Setup vor Ort ist.
Ihr habt also für jede Issue zwei Monate gefilmt?
Matt: Ja, das längste waren zwei Monate. In der Regel filmen wir zwischen ein und zwei Monaten pro Issue.
Das ist ziemlich viel arbeit. Wir kriegt ihr das hin?
Matt: Zuerst braucht man fünf oder sechs Leute, die motiviert sind zu skaten und man schreibt mit ihnen und trifft sich dann. Immer bevor ich das erste Interview mache oder mich um die anderen Sections kümmere, skate ich all day, every day für zwei oder drei Wochen. Dadurch kommen Ideen, wie man die Stadt zeigen könnte und man kann mit den Menschen reden und nach bekannten Künstlern fragen. Die Fotografen kenne ich normalerweise oder lerne sie sehr früh kennen, alles andere ergibt sich. In den vorherigen Issues wussten wir schon vorher, mit was wir uns befassen wollen, dann waren wir da und haben neue, interessante Dinge kennengelernt, die wir mit reingenommen haben.
Was ist die lustigste Story, die beim Filmen passiert ist?
Julian: Matt ist nach Costa Rica geflogen und sein Kontakt dort hat jemanden arrangiert, der ihn vom Flughafen abholte. Er hat Matt noch nie zuvor in seinem Leben gesehen. Matt läuft aus dem Flughafen, der Typ gabelt ihn auf, gibt ihm ein Handy und sagt, dass der Akku voll ist, Guthaben drauf ist und alle Nummer von allen Skatern der Stadt drauf sind, inklusive Filmer und Fotograf und er ihn jetzt im Hotel abliefert und eine Stunde später wieder abholt, um dann skaten zu gehen. Das war als wäre ein Spezialagent in der Stadt angekommen.
Wenn du wirklich Skaten zu deinem Lebensinhalt gemacht hast, dann gibt es da draußen so viele Leute, die bereit sind ihre Türen und Arme für dich zu öffnen
Wie ist die deutsche Szene mit den anderen zu vergleichen?
Matt: Deutschland hat einer sehr starke Szene, eventuell sogar die älteste und stärkste Szene nach der in Amerika. Ihr habt hier viele motivierte Skater, viele gute Skater und viele Companies, die die Szene pushen. Umso mehr gute Skater es gibt, desto mehr gute Skater werden sich zukünftig entwickeln. Wenn du im Skatepark bist und dort viele gute Skater sind, wirst du auch besser. Es ist sehr gut, dass in jeder Stadt in Deutschland gesponserte Fahrer sind und Leute, die Skateboarding als Lifestyle leben und nicht nur als Hobby.
Was plant ihr für die Zukunft, welche Städte werden kommen?
Julian: Ich hab den Plan, mich mit Matt so zusammenzuschließen, dass ich nicht nur virtuell dabei bin und meine Arbeit von Zuhause aus mache, sondern auch wirklich dabei bin und second Angle filme und die Orte und Menschen auf dieser Welt erleben kann.
Matt: Ich will das machen, was ich mache und dazu noch ein oder zwei längere Dokumentationen mit einer Gruppe von Skatern, die in Entwicklungsländer reisen und Kultur und die Passion von Skateboarding verbreiten und die positive Message, dass du machen kannst was du willst, wenn du deinen Kopf einschaltest und eine Passion dazu hast. Ich will weiterhin coole Orte sehen und ich denke, das Größte für mich bezüglich Skaters Atlas ist, dass ich überall auf der Welt Freunde gefunden habe. Es hat angefangen mit einem Freund in Europa und einem Freund in Asien und jetzt kann ich sie nicht mehr zählen. Überall wo ich hingehe sind positive Menschen, die positive Dinge tun und sie sehen mich Dinge tun und ich wurde ein Teil der Familie. Die Jungs, mit denen ich jetzt in Stuttgart seit zwei Monaten zusammenlebe, kannte ich einen Tag. Ich skatete mit einem Mitbewohner einen Tag lang und bin eingezogen. Du hast Brüder auf der ganzen Welt, die du bisher noch nicht getroffen hast. Wenn du wirklich Skaten zu deinem Lebensinhalt gemacht hast, dann gibt es da draußen so viele Leute, die bereit sind ihre Türen und Arme für dich zu öffnen, weil du etwas machst, was sie genauso lieben und respektieren. Es ist ein großartiger Weg, um Leute kennenzulernen und neue Freundschaften zu schließen. Wenn ich mit Skaters Atlas fertig bin, will ich noch einmal um die Welt reisen und alle Orte besuchen, alle Couchen, auf denen ich geschlafen habe.
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