„This Ain’t California“, der Film über Skateboarding im Osten entwickelte sich von einem kleinen DIY Projekt zum Überraschungserfolg und begeisterte Kritiker auf Filmfestivals weltweit. Wir haben uns deshalb mit Regisseur Marten Persiel sowie Hauptdarsteller Kai Hillebrand unterhalten und hinter die Kulissen der Dreharbeiten geblickt. In unserer aktuellen Ausgabe findet ihr den ausführlichen Artikel dazu. Um einen Eindruck vermitteln zu können, wie Skateboarding in der DDR wirklich ablief, haben wir zusätzlich noch Christian Rothenhagen interviewt, der noch vor der Wende angefangen hat zu skaten und in „This Ain’t California“ ebenfalls eine Rolle spielt. Mittlerweile ist Christian ein angesehner Künstler und Illustrator und dem Brett bis heute treu geblieben.
Hallo Christian, als ich „This Ain’t California“ gesehen habe, habe ich mich ständig gefragt, was ist davon jetzt fiktional und was ist wirklich passiert? Du müsstest das ja eigentlich am besten wissen.
Ich sag mal so, ich glaube die Antworten werden, je nachdem wen du fragst, ein bisschen variieren. Also grundsätzlich sind diese ganzen Sachen auch passiert. Weil der Film jetzt weder eine reine Reportage noch ein Spielfilm ist, ist er halt verdichtet zu einer Geschichte. Natürlich ist hier und da mal filmisch der Fokus auf das ein oder andere gelegt worden und das ein oder andere ist dafür vielleicht nicht mit drinnen. Viele Teile dessen was da passiert, sind aus meiner Geschichte und viele andere Teile sind aus anderer Leute Geschichte, also es ist eigentlich die Geschichte von mehr als nur drei Leuten, die jetzt auf diese drei Leute verdichtet wurde.
Wie bist du eigentlich zu diesem Projekt gekommen, wie bist du da involviert worden?
Naja, ich bin angefragt worden von Ronald Vietz, das ist einer der Produzenten. Der hat zum Beispiel sein erstes Skateboard von mir bekommen damals, der kennt mich halt eben seit… [überlegt] Also er hat zu Wendezeiten angefangen, ich glaub ’90 oder ’91, und da die DDR Skateboard-Szene schon relativ überschaubar war, also wir kannten uns alle mit Namen, egal ob Berlin oder Magdeburg oder Leipzig oder sonst wo, lag das glaub ich relativ nahe und wahrscheinlich auch deswegen weil er mich persönlich halt auch relativ gut kannte.
Gab es denn sowas wie Contests oder Skateparks in der DDR, wenn die Szene so klein war?
Also man muss da jetzt auch ein bisschen unterscheiden. Nicht alle von uns haben gleichzeitig angefangen und das ist dann ja mehr so ein Crew Ding. Es gab bestimmt zwei drei Leute die neben der Crew mal irgendwo mit ’nem Skateboard ’nen Bordstein runtergerollt sind und ein Jahr später wieder aufgehört haben, ich hab glaub ich ’84 überhaupt mit dem Skaten angefangen, ab dem Moment bemessen an dem ich mein erstes Brett mit zwei halben Rollschuhen zusammengenagelt hab. Ab ’88 bin ich halt bei der Crew dabei gewesen, das waren die Leute die sich immer am Alex getroffen haben und es war halt schon, wie man’s heute auch kennt, bloß dass es eben nur diese eine Crew gab und dazu vielleicht noch eine Hand voll Leute die mal kurz angefangen haben und die dann wieder weg waren. Also insofern, gab es auf jeden Fall ’ne Szene, eine in Leipzig, eine in Dresden und eine in Berlin, das war so das meist Nennenswerte. Es gab in Magdeburg auch Leute und so weiter, aber ich glaub die drei Städte waren so das Zentrum und die Berliner Szene, das Wort klingt immer so blöd, die war glaub ich so mit am größten, festesten. Das hatte ja auch mit der Nähe zu Westberlin zu tun, durch die wir auch versorgt worden sind.
Das wäre direkt meine nächste Frage gewesen. Wie seid ihr überhaupt an den Stuff gekommen? Habt ihr viel selbst gebaut oder wie lief das?
Also es wurde zum einen vieles selbst gebaut, in Leipzig und Dresden noch mehr als in Berlin, aber in Berlin auch. Es gab verschiedene Varianten. Es wurden auch Boards gebaut, es wurden Achsen gegossen, es wurden Rollen abgedreht an der Drehmaschine von Vatti im Keller, so alte Rollschuh-Rollen und so Zeugs und in der heimischen Badewanne mit Schraubzwingen halt Concave gebogen und was weiß ich nicht alles. [lacht] Nach den ganz, ganz ursprünglichen Gehversuchen, also klassisch ein Brett abgesägt und Rollschuhe drunter, gab’s aber auch ’ne Versorgung, das muss man schon sagen, es gab eine Versorgung von Westberlin. Damals lief das hauptsächlich über California Sports. Da war es so, dass die Westberliner Skateboardfahrer ihre abgelegten Boards da abgegeben haben, also Boards und Rollen und alte Achsen und so was und dann gab’s halt einen von uns, John, der hat ’nen finnischen Pass, der ist in Helsinki geboren. Seine Mutter ist Finnin und John hatte aufgrund seines finnischen Passes die Möglichkeit die Grenze zu übertreten und der ist dann immer mal nach Westberlin gefahren zu Cali. Da hat er das Zeug dann versteckt in Reisetaschen, weil da ja auch ein bisschen komisch geguckt wurde, was der denn da so anschleppt an amerikanischem Zeug. Der hat dann eben so alte Boards mitgebracht und alte Achsen, Rollen, alte Magazine und ein paar Sticker und was weiß ich nicht alles. Das war die eine Variante, die andere Variante war, dass die Westberliner Skater ja auch immer mal in den Osten gekommen sind und wir dann auch zusammen mit denen geskatet sind, und die haben dann halt auch immer so ein bisschen Zeug mitgebracht. Dann hatte man auch noch so ein bisschen Verwandtschaft im Westen und so. Mein erstes richtiges Board hab ich von ’nem Kumpel aus Bonn bekommen, den kannte ich, weil der war ein Diplomatenkind hier in Ostberlin und als der dann wieder zurück nach Bonn gezogen ist mit seiner Familie, hat der mir sein Board geschickt.
Und Klamotten und T-Shirts habt ihr euch auch selbst mit Logos bemalt, wie man das im Film sieht?
Also es ist nicht so das wir uns jetzt die Industrie nachgebaut haben, so nicht, aber das sind ja diese ganz bescheuerten, klassischen Crew-Dinger und wenn du halt keinen Shop hast in den du gehen kannst um dir ein Visions T-Shirt zu kaufen, machste dir halt eins. Heutzutage klingt das ein bisschen panne und peinlich aber damals war das halt so ’ne Art Zugehörigkeit.
Dann gab es da ja auch den Germina-Speeder, dieses DDR Board.
Jaja, mit dem Stopper vorne. [lacht]
Safety first.
Unten mit Abroll-Anleiteung. Also ohne Scheiß, da war unten ’ne Abroll-Anleitung draufgedruckt.
Das ist zu komisch. Ich hab mich übrigens auch gefragt ob der Werbespot der im Film gezeigt wird echt ist oder ob der nachgedreht wurde, weil der ja auch ziemlich witzig ist.
Es gab glaub ich seit den 60er Jahren offiziell keine Werbung mehr im Osten, beantwortet das die Frage? [lacht]
Hätte mich auch gewundert wenn der echt gewesen wäre. Aber dieser Germina Speeder, seid ihr den dann auch gefahren oder was war mit dem Brett?
Also ich hatte selber nie einen, ich hatte das tschechische Pendant davon, lange vorher irgendwie Mitte der 80er und ehrlich gesagt bis auf den Moment wo man auf dem Brett stand, Kurven gefahren ist und so sein Gleichgewicht dann irgendwann mal gepeilt hat und vielleicht ’nen Bordstein runtergerollt ist, viel mehr war mit den Dingern nicht zu machen. Was ich damit ganz früher gemacht hab, lange bevor ich zur Crew gekommen bin, mit diesem Tschechen-Ding, war halt dass wir die Achsen verwendet haben. Das waren halt so super schmale Achsen, so 5 cm Achsen, und wir haben Achsstifte verlängert reingesetzt, so 20 cm breite Achsstifte und haben dann Stahl-Kuben drübergesteckt. Sonst knallt’s dir sofort den Achsstift weg, deshalb haben wir das gemacht und haben dann die Schrauben links und rechts so hammerhart angezogen, dass dieser Achsstift sozusagen dadurch gerade gehalten wurde und je nachdem wie hoch die Kante war, die man dann runtergefahren ist, waren dann da halt immer mal die Achsen verbogen. [lacht] Und dann hatte man eben eine Hand voll Achsstiften im Rucksack, die wurden dann unterwegs nachgesteckt. Klingt echt super sketchy, war aber wirklich so und obendrauf war dann halt besagtes selbstgeschraubtes Board, was man halt inner Badewanne oder sonst wo nassgemacht und hinten hochgebogen hat. Dann hattest du halt so ein komisches Schiff ohne Concave. Das einzige was du vom Germina Speeder nutzen konntest waren Kugellager und Rollen. Ab dem Moment wo du da drüber nachgedacht hast ein bisschen was mit deinem Skateboard zu machen, war das Ding komplett für’n Sack. Griptape war auch nicht drauf, das war vollkommen bescheuert das Ding.
Gab’s denn diese DDR-Skateboardeinrichtung und die Übungsleiter, gab’s das tatsächlich?
Ja das gab’s tatsächlich.
Wie lief das ab?
Da war ich noch nicht dabei. Ich hab zwar auch einen Übungsleiterschein gemacht, den hab ich aber ein bisschen später gemacht und auch nicht im Skateboarding, aber diesen Übungsleiterlehrgang, den gab’s wirklich. Ich glaube Goofy [Thorsten Schubert, Anm. d. Red.] und [Marco, Anm. d. Red.] Sladek haben den gemacht und noch ein paar mehr Leute und der war irgendwo in Greitz, weil natürlich immer versucht wurde… [überlegt] Also ich weiß nicht ob du dir vorstellen kannst wie der Osten funktioniert hat. Sport im Osten war halt schon mehr Mannschaft und der olympische Gedanke und gewinnen wollen und gut sein und toll. Wir haben da halt nicht ins Raster gepasst, also damals wurde echt anders gedacht und wir waren halt irgendwie die Typen die auf so komischen Dingern rumgeeiert sind und die man jetzt auch nicht zur Olympiade schicken konnte. Das mit dem Übungsleiter war dann so der klägliche Versuch das Ganze ein bisschen zu organisieren und andersrum war das so, okay dann gibt’s halt ’nen Platz an dem man ein bisschen skaten kann. Und das war in Berlin, das Kantian Stadion, da wurden die ersten Rampen gebaut. Aber wie gesagt zur Crew bin ich ’88 etwa dazu gestoßen und da gab’s die Rampen schon, das heißt ich bin die zweite Generation Ossi, also vor mir gab’s schon ein paar Leute.
Was mich gewundert hat, Skater sind es ja meistens gewöhnt Stress zu haben mit Hausmeistern, Securities oder der Polizei und ich hätte mir gedacht, dass das in der DDR viel mehr Probleme mit der Obrigkeit gegeben hätte, aber scheinbar haben die euch doch relativ gewähren lassen, oder?
Ja, in Berlin auf jeden Fall. Ich glaub in Leipzig und Dresden war das schon ein bisschen anders. Ist jetzt auch nicht so dass jeder Hausmeister das toll fand. Auch im Osten hat, wenn du irgendwie an ’nem Curb gefahren bist, das irgendwann mal nachgegeben und das fanden die Leute auch nicht so prall. Aber dadurch dass es natürlich wesentlich weniger war, also wir waren ja auch viel weniger Leute, sind halt auch wesentlich weniger Spuren hinterlassen worden und es war auch zu ’ner Zeit wo man ’ne Kante noch nicht gewachst hat. Auch wenn man sich das nicht vorstellen kann, das gab’s damals noch nicht. Das hatte nichts mit Osten oder Westen zu tun, sondern wachsen ist ’ne Sache gewesen die ist in den 90ern bei der Big Pants/Small Wheels Geschichte irgendwie durchgekommen ist, als die Leute am Embarcadero in San Franciso gefahren sind, weil die da nicht ohne fahren konnten. Das war der schlechteste Spot der Welt eigentlich. [lacht] Super beschissener Boden mit so kleinen Ratter-Rollen sowieso und Raubeton Curb-Schwachsinn. Die kriegste halt nur dazu dass die irgendwas mit deiner Achse veranstalten wenn du da ’ne fette Soße Wachs draufmachst. Insofern, also diese Spuren gab’s nicht so und die Ost-Bullen konnten mit uns halt nichts anfangen, wir waren halt die komischen Typen. Die haben sie im Zweifelsfall verjagt und ein bisschen komisch geguckt aber vielmehr war eigentlich nicht, außer dass vielleicht mal ein Eimer Wasser aus dem Fenster kam wenn wir die Leute genervt haben, aber das gibt’s ja immer noch.
Aber ihr habt jetzt nicht als systemgefährdend gegolten wie die Punks, die soweit ich weiß, viel mehr Probleme hatten in der DDR?
Ne, also das ist nicht vergleichbar, zumindest nicht dass ich da entsprechende Erfahrungen gemacht hätte. Systemgefährdend vielleicht insofern, dass Skateboarding ’ne amerikanische Nummer ist und Amerika war der Klassenfeind. Das hat ja absurde Züge gehabt im Osten. Insofern vielleicht, aber ich mein, wir haben ja nichts gemacht was gegen das System an sich war, wir haben halt nur nicht so richtig reingepasst.
Hat sich das Skaten in der DDR anders entwickelt, dadurch dass es relativ abgeschnitten war, die amerikanischen Medien nicht so zugänglich waren? Dass vielleicht die Vorbilder andere waren oder ein bisschen gefehlt haben. Hat sich dadurch ein anderer Stil durchgesetzt oder war das doch relativ ähnlich zu Westdeutschland?
Das ist schwer zu beantworten weil ich ja nur eine Seite kenne. Zu der Zeit aber natürlich durch die Nähe zu Westberlin und dadurch dass die Westberliner auch ab und zu mit uns gerollt sind, gab’s da schon Verknüpfungen. Andererseits hast du auch Recht, wenn man keine Magazine hat usw. und keinen Skateshop, dann ist man in gewisser Weise hinterm Mond. Da ist man in Leipzig und in Dresden weit mehr hinterm Mond gewesen als hier in Berlin. Wir haben Tricks wahrscheinlich zum zweiten oder fünften Mal erfunden. Es gab so die Situation da hab ich mich irgendwie mit [Rene, Anm. d. Red.] Tomasius unterhalten, mach doch mal nen Noseblunt. Ich hab den damals nur anders genannt, weil’s den noch nicht gab, also wir das nicht kannten. Am Curb halt, standardmäßig direkt drauf zu gefahren und man landet auf der Nose, so wie mit ’nem Blunt nur ’n 180 vorher. Er so, „Okay mach ich den mal“, und dann hat er den irgendwann ein zwei Jahre später, als die Mauer schon offen war, auf der Berliner Meisterschaft gemacht und alle haben irgendwie das Maul nicht zugekriegt. Weil so’n geiler Typ macht Noseblunts und zu der Zeit hat Ed Templeton gerade seinen Ersten gemacht. So Absurditäten passieren dann natürlich.
Wie hat sich denn die ganze Szene verändert nachdem die Mauer offen war?
Naja, die ist im weitesten Sinne offener geworden, weil dadurch dass aus zwei Städten wieder eine wurde, waren für uns dann halt auch die Spots in Westberlin zugänglich und so was wie ein Skatepark, bis auf den im Kantian Stadion, wo halt die paar klapprigen Rampen standen, gab’s ja nicht. Zu der Zeit gab’s in Westberlin zwar auch nicht wirklich Skateparks, aber es gab Rias-Bowls zum Beispiel, man hat dann halt auch ein paar Bowls fahren können. Ich weiß nicht ob du die Dinger kennst, die haben halt keine Lip, da kannste nur durcheiern und ein paar Ollies machen. Dann gab’s halt noch die ein oder andere Minirampe, die es im Osten vor Maueröffnung auch nicht gegeben hatte und dann hat sich das halt auch so ein bisschen vermengt mit den Leuten aus Westberlin, weil es ja wesentlich mehr waren als in Ostberlin. Wesentlich mehr als 20 oder 30 waren das nicht und in Westberlin waren es zu der Zeit natürlich schon mehr.
Vermisst du irgendwas von damals, weil es waren ja wohl alles Leute die mit vollem Herzblut dabei waren, wenn sie sich die Sachen selbst gebaut haben und alle sich mit Namen kannten. Vermisst du da was, im Gegensatz zu heute, wo alles so leicht zugänglich ist?
Das ist schwierig zu beantworten, ja natürlich auf eine Art und Weise, andererseits aber auch überhaupt nicht. Vermissen vielleicht in dem Sinne so einer Wertschätzung, aber ich glaub das hat jetzt mit Osten und Westen wenig zu tun, sondern ich glaub Skateboarding früher war halt echt ’ne andere Nummer, also ich will jetzt hier überhaupt nicht den Nostalgiker machen, alles hat seine Zeit, aber damals war das halt alles ein bisschen was Anderes, dadurch dass es überschaubarer war. Es war halt wie so eine kleine Outlaw Nummer. Das war eben so die Zeit, wenn du auf der Straße rumgelaufen bist und dir jemand in Vans entgegengekommen ist, hast du den gegrüßt. Das klingt jetzt total bekloppt aber das war halt so, weil das war damals gleichzusetzen mit „Ey der fährt auch Skateboard“. Heute ist das ja eher so, dass er das dann meistens gerade nicht tut. [lacht] Zumal hab ich auch keinen Bock jeden Zweiten auf der Straße zu grüßen, das kommt halt auch noch dazu. Aber so diese Besonderheit, dieses sein-erstes-Board-in-der-Hand-haben, oder sich ein Board zusammenschrauben oder das erste Mal neue Rollen kaufen, so bescheuerte Sachen wie, also mein erster Satz neue Rollen, ich weiß noch exakt wie die gerochen haben. Das sind eben so Dinge wie skaten um nur skaten zu gehen. Natürlich wollte man auch Tricks lernen und viele Sachen machen aber so dieser Sponsoring Gedanke war bei uns logischerweise nicht da, weil das ja auch nicht in Frage kam. Vielleicht war das alles ein bisschen jungfräulicher, oder reiner oder so, aber das stimmt auch nur zum Teil. Ne, weiß ich nicht, du fragst jetzt grad ’nen 40-jährigen wie er sich gefühlt hat als er 16 war, weißte das ist halt auch noch mal so ein Ding. Klar, da hast du andere Prioritäten gesetzt, da hast du auch noch nicht dein Leben regeln müssen, sondern da war Skateboarding dein Hauptinteresse Punkt. Ich steh zwar immer noch ab und an mal auf dem Board, aber das ist natürlich nicht vergleichbar mit dem, was früher war.
Findest du das Feeling von damals wird in dem Film gut transportiert?
Ja, wird natürlich in mancher Hinsicht überspitzt, aber ja doch, das finde ich sehr, sehr gelungen und sehr schön an dem Film ist, dass der so sensibel umgeht mit dem Thema. Eigentlich ist es unerheblich dass der Film im Osten spielt oder sonst wo, der hätte auch in Bangladesch oder in Castrop-Rauxel spielen können, ist vollkommen Hupe. Es geht ja eigentlich nur darum, dass ein paar Kids was haben was sie lieben, und was sie miteinander verbindet und was aus denen wird. Was ich bei dem Film ganz schön finde ist, dass er so ’ne ehrliche Geschichte erzählt, die nicht ins Lächerliche abdriftet, das find ich immer ganz wichtig. So den Osten belächeln ist ja ’ne einfache Sache. Scheiße aussehen und keine Boards haben, das kann man sehr schnell lächerlich machen und das ist jetzt halt mit dem Film nicht so. Es ist halt wirklich ein respektvoller Umgang mit dem, was wir damals gehabt haben oder wie wir damit umgegangen sind, find ich schön.
Es gab ja auch dieses Skate Team mit DJ Lazer, die da auf Tour gingen, ist das auch ne wahre Geschichte? Weil das hört sich ja schon ein bisschen nach Sex Drugs & Rock ’n’ Roll an oder nicht?
Ich sag mal jein, also es gab schon so ne Shownummer, ich war nicht dabei, ich halt mich da mal raus. [lacht] Aber es gab natürlich verschiedene Wohnungen und auch verschiedene Wohnungen in denen vieles passiert ist. Diese wilden Parties, die natürlich ein bisschen anders stattgefunden haben als im Film, die sind zum Schluss halt unter anderem in meiner Wohnung passiert. Das ist jetzt nicht, der Rothenhagen erzählt jetzt ein bisschen und dann war dit gar nich so. [lacht] Ich hatte halt ’ne besetzte Wohnung wo wir uns oft getroffen haben und gut gesoffen haben und Party gemacht.
Was mich ein bisschen überrascht hat ist das Titus Dittmann mitspielt in dem Film, ich wusste nicht dass der etwas mit der Skateszene im Osten zu tun hatte.
Ja, also es gab halt diese Situation mit Tomasius zum Beispiel, dass er ihm ’nen Germina Speeder geschickt hat, daraufhin hat Titus ihm ein Ralf Middendorf geschickt und das war total fett damals. Oder Goofy aus Leipzig hat ihm seine selbst gegossenen Achsen geschickt, um ihm zu sagen, „Guck mal, was wir hier machen“ und daraufhin hat Titus ihm halt ein paar Gullwings geschickt.
Okay, Cool.
Und das war damals schon ’ne heftige Geschichte, da gab es halt so einen gewissen Austausch. Titus hatte da schon auch ein Grundinteresse, auch grundsätzlich am Skateboarding, er hat ja auch viel gemacht für Skateboarding muss man schon so sagen. Also wenn Leute aus dem Osten in Sachen Skateboarding mit dem Westen in Kontakt getreten sind, dann war Titus beziehungsweise die Monster, was ja Titus damals war, schon ein direkter Ansprechpartner. Und ich mein Hexe damals, also Maike Jung, hat ja auch ein bisschen was organisiert für Sladek und Tomasius und hat auch immer mal wieder ein Board rübergeschickt oder eins mitgebracht und war dann ja auch ’89 bei dem Contest den wir dann irgndwann gemacht haben. Da kam sie rüber mit ein bisschen Stuff und hat auch gejudged und so weiter, da gab’s schon nen Austausch, über Hexe viel und dann eben auch über Titus.
Wie war das Level an Skateboarding eigentlich? Wie war das etwa auf dem „Euroskates“ Event in Tschechien im Vergleich zu den Startern aus dem Westen oder den Amis?
Ja also vergleichen kann man das natürlich schwer. Bei Euroskate waren nur sehr wenige von uns, d.h. da kann ich dir jetzt nicht so viel zu sagen, aber es gab ein hohes Level bei manchen Leuten. Tomasius, Sladek, Panik, Schnick Schnack und so’n paar Leute, die waren halt auch auf ’nem recht hohen Level unterwegs und mussten sich nach Grenzöffnung nicht wirklich verstecken. Es gab damals auch noch ’ne handvoll Freestyler, das war nicht so getrennt im Osten. Also man ist halt zusammen gefahren, da war’s noch nicht so, „Ja wir sind zu cool für die Freestyler“. Man war halt Teil dessen und ist zusammen gefahren. Manche sind auch beides gefahren, oder erst das eine, dann das andere, und das Level war schon zum Teil vergleichbar, zumindest mit guten Leuten in Westdeutschland. Also ein zwei Leute, Sladek, Tomasius, Panik schon doch.
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