Flip Fahrer Matt Berger ist gerade richtig busy, denn neben den ganzen Skatetrips, auf denen er ständig unterwegs ist, hat er sich kürzlich auch noch für die Street League qualifiziert und damit stehen nun auch regelmäßige Contests auf seinem Zeitplan. Da kann man schon mal den Überblick verlieren, was denn als nächstes ansteht… Im Interview war der Kanadier dafür ansonsten aber sehr aufgeräumt.
[Interview: Stefan Schwinghammer | Fotos: Oliver Tielsch]
Hi Matt, du meintest gerade die Demo war hart zu skaten. Härter als Street League?
[lacht] Nein, nicht wirklich. Du willst halt so viele Tricks wie möglich schaffen, aber an Curbs bin ich nicht so consistent. Das ist nicht meine Stärke.
Wie gehst du denn an die Street League ran? Ähnlich wie an Demos?
Bei der Street League versuche ich zu vergessen, dass da ein Haufen Leute zuschauen und mich auf mein Skaten zu fokussieren. Einfach mein Ding durchziehen und mir keine Gedanken darüber machen, was jemand denken könnte.
Wie war das denn bei den Pro Open, als du dich für die Street League qualifiziert hast?
Hättest du mich vor vier Monaten gefragt, ob ich jemals in der Street League skaten würde, hätte ich gesagt, da besteht nicht die kleinste Chance, dass sowas passiert. Irgendwann bin ich dann morgens wach geworden und hab eine E-Mail bekommen in der stand, wir hätten dich gerne bei den Pro Open und wenn du in die Top-Drei kommst, dann hast du einen Platz in der Street League. Und da dachte ich natürlich, klar geh ich da hin und versuch einfach mein Bestes. Das hat geklappt und jetzt bin ich dabei.
Wie ist es denn bei der Street League. Läuft da was abseits der Kamera, was die Zuschauer nicht mitbekommen? Trash Talk oder sowas?
Nein, wenn überhaupt, dann ist es das Gegenteil. Als Nyjah und ich die Finals geskatet sind, hat er mich gefragt, was denkst du, was ich als nächstes machen soll? Was meinst du würde mir ein Cab Flip am großen Set einbringen? Ich hab ihm gesagt, du fragst hier den Rookie, aber ich denke so 8.5. Er hat ihn dann gemacht, perfekt natürlich, und hat am Ende 8.9 bekommen und den Contest gewonnen. Wir versuchen uns also eher zu helfen.
Hast du schon durchschaut wie die Punkte berechnet werden und was du wie machen musst, um möglichst viele Punkte zu bekommen?
Nein, ich bin ja noch ganz neu, aber Jungs wie Nyjah oder P-Rod wissen genau was bestimmte Tricks an Punkten bringen. Street League ist ja nicht nur ein Contest, da steckt auch eine Menge Strategie drin. Fast wie bei einem Brettspiel.
Hat sich dein Skateboarding verändert, seit du dabei bist? Trainierst du jetzt bestimmte Tricks?
Nein. Wenn sich was verändert hat, dann dass ich noch mehr Bock habe zu skaten. Zu diesen Contests zu reisen ist ziemlich aufregend und es macht Spaß da zu skaten. Das motiviert ungemein. Ich hatte noch nie in meine Leben so viel Spaß an Skateboarding.
Street League ist ja nicht nur ein Contest, da steckt auch eine Menge Strategie drin. Fast wie bei einem Brettspiel
Was geht bei dir neben der Street League noch? Bist du bei dem Flip Videoprojekt dabei?
Nein, beim Three Amigos Projekt von Louie (Lopez), Curren (Caples) und Alec (Majerus) bin ich nicht involviert. Ich arbeite gerade an einem X Games Real Street Part der nächstes Jahr rauskommen wird und möglicherweise wird es noch einen zweiten Part geben, aber das ist noch nicht sicher.
Du bist auf Tour, skatest Street League und filmst für zwei Parts. Klingt als wärst du ausgelastet.
Alter, mein Kalender ist vollgepackt! Ich bin jetzt zwei Wochen auf Flip Tour, dann flieg ich zurück nach L.A. um eine Woche zu skaten, dann ist dort Street League und direkt danach flieg ich mit Bones Wheels nach Polen um dort zwei Wochen auf Tour zu gehen.
Wo geht’s denn jetzt eigentlich nach Köln hin?
Nach Österreich und in die Schweiz glaub ich, aber ehrlich gesagt war ich vor dem Trip so beschäftigt mit Skaten, dass ich es garnicht genau weiß.
Du bist also einfach in den Flieger gesprungen und los ging’s?
Genau. Go with the flow.
Ist das ganze Herumreisen manchmal stressig?
Schon, deshalb habe ich mir auch gerade eine Wohnung gemietet, um einen Rückzugsort zu haben, wo ich für mich alleine bin. Das ist besser um die Batterien wieder aufzuladen. Denn sich von Trip zu Trip zu hangeln kann an die Substanz gehen.
Wo hast du vorher gewohnt, in einer Skate WG?
Ich hab bei meinen Homies gepennt. Ich hab Freunde in vielen verschiedenen Städten und die freuen sich immer, wenn jemand zu Besuch kommt. Also bin ich einfach mit Schlafsack und Isomatte vorbeigekommen, hab bei denen gepennt und wir sind Skaten gegangen.
Das heißt du warst zwei Jahre lang auf Trips unterwegs und zwischen den Trips warst du Couch surfen? Ist das nicht hart?
Definitiv gibt es da Höhen und Tiefen, aber ich bereue es auf keinen Fall.
Ich nehme an, du hast viele gute Erfahrungen gesammelt.
Auf jeden Fall. Wenn ich eine eigene Bude gehabt hätte, dann wäre es mir nicht möglich gewesen, am Anfang des Jahres die ganze Zeit in China zu sein. Von dort bin ich dann nach Chile, dann nach Los Angeles. Ich kann einfach von Trip zu Trip weiterziehen und muss mir keine Gedanken darüber machen nach Hause zu fahren und Miete zu bezahlen. Jetzt ist allerdings der Zeitpunkt gekommen, an dem es gut ist, eine eigene Wohnung zu haben.
Was ist die beste Erfahrung die du auf deinen Reisen gemacht hast?
Puh, da gibt es keine spezielle Geschichte. Reisen ist schlicht das Beste. Ich wünschte jeder auf der Welt könnte das erfahren. Man sagt ja auch, je weiter die Reise geht, umso besser lernst du dich selbst kennen. Die letzten zwei Jahre haben mir genau das gebracht, mich selbst besser kennen zu lernen.
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