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Interviews

Check-out: Concrete Wave Skateshop

Seit über anderthalb Jahrzehnten ist der Concrete Wave Skateshop in Köln eine feste Größe innerhalb der deutschen Shoplandschaft. Wir haben mit Inhaber Heiko Schöller über die Entstehungsgeschichte des Shops, Highlights aus den vergangenen Jahren und Zukunftsperspektiven gesprochen.

Erzähl doch erst einmal etwas über dich, bzw. deinen Skate-/Businesshintergrund.


Tja, wie fange ich an…das erste Skateboard habe ich mir vom Kommunionsgeld ca. 1987 gekauft. Leider existieren keine Fotos mehr davon, aber es war ein Komplettboard im 70er Jahre Design. 1988 bekam ich dann ein etwas moderneres Komplettboard. Im Frühjahr 1989 habe ich mir das erste Pro Deck bei Hauschke in Euskirchen gekauft, ein H-Street Danny Way.

Damals befand sich Skateboarding auf dem absoluten Höhepunkt und alle meine Freunde, inklusive mir sind geskatet. Das ging so bis Ende 1992, als dann alles den Bach runter ging und wirklich alle aufgehört haben. Ich selber war dann auch so ein, zwei Jahre raus und bin fast nur Mountainbike gefahren. 1994 wurde ich 18 und habe wieder angefangen. Da wir zu diesem Zeitpunkt alle auch unseren Führerschein hatten und mobil waren, waren wir die folgenden Jahre eigentlich ständig nur unterwegs: Skaten oder auf Hardcore/Metal Konzerten.

Die ganze D.I.Y. Attitüde in der Hardcore Scene hat mich immer schon fasziniert und auch sehr geprägt. Das führte dazu, dass ich 1996 den Straight Edge/Hardcore Platten Mailorder xSunrise Mailorderx ins Leben rief. Ende 1997 habe ich begonnen, Skateboards zu verkaufen und gründete 1998 dann Sunrise Skateboards. Dafür musste ich dann auch ein Gewerbe anmelden, denn Skateboards waren ohne Gewerbeschein nicht so einfach zu bekommen wie 7“ Hardcore Singles. Mit Sunrise habe ich in den folgenden Jahren die lokale Szene in der Eifel mit Boards versorgt.

Wann und wie kam die Idee, Concrete Wave zu eröffnen und Wie kam es zu dem Namen?

Anfang der 2000er bin ich nach Köln gezogen und arbeitete zwischen 2003 und 2004 mit dem Dealer Boardshop zusammen, aber unsere Wege trennten sich dann wieder. Ende 2004 ging dann Concretewave.de als Onlineshop an den Start. Unser Ladenlokal in Ehrenfeld wurde dann ein Jahr später, am 16. September 2005, eröffnet. Ich habe den Shop zunächst nur nebenberuflich betrieben, da ich damals noch in Vollzeit als Elektriker gearbeitet habe. 2011 habe ich den Job endgültig an den Nagel gehängt und konnte mich von da an zu 100 % um den Laden kümmern.

Das erste Buch zum Thema Skateboarding, das ich Ende der 90er geschenkt bekam, hieß: „The Concrete Wave“. Dieser Titel war die Inspiration für den Namen des Shops, der Auslöser für meine Skateboard-Sammelleidenschaft und generell für das Interesse an der Geschichte von Skateboarding.

Es gab damals außerdem ein Skateboard Magazin namens „Concrete Wave“, in dem sämtliche Facetten von Skateboarding gecovert wurden: Oldschool, Pool, Slalom, Longboard, etc. Meine Idee war es, einen Shop nach diesem Motto zu eröffnen, der größtenteils Hardware anbietet, die es nicht an jeder Ecke gibt. Damals war es recht schwierig, breite Decks oder Rollen über 54 mm zu bekommen. Heute ist das ja wieder total normal, aber damals hatten wir schon genau diese Dinge im Sortiment.
Wenn man sich Fotos aus den ersten paar Jahren des Shops ansieht, hatten wir damals schon einige Longboards, Slalomboards und viele Reissues von Powell & Peralta, Santa Cruz etc. aber natürlich auch sehr viele normale Popsicle Decks.

Boards, Boards, Boards

Erzähl´ doch mal von ein paar Highlights, die dir über die Jahre im Gedächtnis geblieben sind.


Es ist natürlich sehr viel passiert, aber zwei Dinge stechen für mich heraus. Zum einen konnten wir 2018 Mike Vallely als Special Guest zu unserer Oldschool Skate Jam an der North Brigade einfliegen. Das haben wir komplett in Eigenregie gestemmt. Mike Vallely war schon immer einer meiner Lieblingsskater und mittlerweile vertreiben wir in Deutschland exklusiv seine Street Plant Boards.
Am Abend vor dem Event hatte ich ihn zu mir nach Hause eingeladen und letztendlich hat er uns 2-3 Stunden lang von seiner Pro Karriere erzählt, das war super spannend und interessant! Erzählen kann er ja…haha. Am Tag des Events gab Mike dann stundenlang Autogramme und machte brav Bilder mit den Fans. Nachmittags fragte ich ihn dann, wann er denn mal skaten würde und seine Antwort war: „Hey Heiko, meine Beine zittern. Ich bin total nervös, weil so viele Leute da sind…“ Und das aus dem Mund von Mike V., der absoluten Rampensau. Ich habe ihn mir dann einfach geschnappt, auch mein Board genommen und dann ging die Session los und er machte alle möglichen Oldschool Tricks im Flat. Alles in allem war es ein geniales Wochenende, das ich nie vergessen werde.

Zum Zweiten muss ich den Longboardboom von 2013-2015 erwähnen. Ja, wir hatten immer Longboards und werden die auch immer verkaufen, mal mehr mal weniger…
Damals kamen jedenfalls zwei Youtuber in den Shop und kauften sich Longboards. Wir kannten die zu dem Zeitpunkt allerdings gar nicht. Die haben dann vor dem Shop ein Foto gemacht, uns verlinkt und über Nacht hatten wir auf einmal 2000 Instagram Follower mehr. Das war 2013, damals war Instagram ja noch nicht nicht soo populär. Tja und dann nahm der Wahnsinn seinen Lauf. Die Jungs machten eine Deutschlandtour, die von unserem Shop unterstützt wurde. Das führte dazu, dass gefühlt jedes Kind aus Deutschland ein Longboard kaufen wollte und das am besten von uns. Es gab damals Tage, an denen wir mehr als 50 Completes pro Tag verkauft haben… Zwei Jahre lang haben wir unseren Umsatz zu 90 % mit Longboards und Cruisern gemacht. Wir wurden teilweise echt überrannt, mit Wartezeiten von zwei bis drei Stunden in einer 50 Meter Schlange vor dem Shop… Aber leider war die Sache dann Ende 2015 auch wieder vorbei und die Verkäufe brachen massiv ein. Diese zwei Jahre waren extrem und da könnte ich ein Buch darüber schreiben, was da alles passiert ist.

Dürrephasen gab es ja sicherlich auch…


Wie bereits erwähnt begann Ende 2015 eine Dürrephase, die bis 2018 anhalten sollte. Damals haben 90 % aller Skateshops auch Longboards und Cruiser verkauft, aber die Verkäufe gingen stark zurück. Erst 2018/2019 wurde es so langsam wieder etwas besser. Wir hatten uns in den Jahren des Booms extrem schnell vergrößert und das mussten wir nun wieder zurückfahren, was aber mit hohen Kosten verbunden war und halt nicht so schnell geht. Da ging ein Haufen Kohle aus den Zeiten des Booms wieder drauf. Einige andere Shops haben das nicht überlebt.

Heiko vor seinem Laden

Erzähl´ uns mal etwas über das ShopTeam.


Unser Team ist ein buntgemischter Haufen von Skatern mit den unterschiedlichsten Styles. Bekannte Namen sind: Deniel Cremer, Jamie Mateu (Spanien), Lenni Janssen, Bartosz Ciesielski und David Conrads. Zudem sind einige Kölner Locals, Young Guns, Christian aka Oldschoolboss und drei Longboarder im Team.

Schaut doch mal auf unsere Teampage. Mir ist es wichtig, dass die Teamfahrer nette und freundliche Typen sind. Es gibt einige wirklich gute Skater, die aber total eingebildet sind. So jemanden würde ich niemals unterstützen, egal wie gut er skatet. Ein Teamfahrer ist das Gesicht eines Skateshops und da ist es wichtig, dass er immer nett, freundlich und gut drauf ist. Denn früher oder später fällt das auch auf den Shop zurück, wenn sich Teamfahrer daneben benehmen.

 

Online vs. Einzelhandel


Bei uns lief der Laden immer besser als der Onlineshop, aber seit 1-2 Jahren hat sich das gedreht. Mittlerweile verkaufen wir fast mehr online als im Laden, aber dennoch ist der Laden bei uns doch noch extrem wichtig. Wir sind ein „Hardware-only“ Laden und haben in Deutschland die größte Auswahl was Decks, Achsen und Rollen angeht. (im Ladenlokal nicht online)

Bei uns hängen fast 700 Decks an der Wand, wir führen hunderte verschiedene Rollen in allen Größen und Härten. „Gibt`s nicht“ gibt es (fast) nicht. Jeder Kunde, der bei uns im Laden ein Board kaufen will, findet auch was. In den letzten Jahren kamen immer mehr Completes dazu. Die sind besonders für Einsteiger perfekt, da sie nicht so teuer sind. Neben fast 1000 verschiedenen Skateboards kommen dann noch ein paar hundert Cruiser und Longboards hinzu.

Der Laden sieht ja von außen recht unscheinbar aus, aber fast jeder, der das erste mal den Laden betritt, sagt erst mal „Wow, was geht denn hier ab?“ Und das ist genau das, was ich will. Genauso ging es mir nämlich, als ich vor über 30 Jahren das erste Mal im Coast am Dom oder im Blue Diamond stand und schmachtend die Boardwand bewundert habe…Das ist für mich ein Skateshop: Zuerst mal Skateboards und dann erst Klamotten, Schuhe und die ganzen Accessoires! Wir führen auch Schuhe von Etnies und Emerica, ein paar Shirts, aber zu 99 % verkaufen wir Hardware. Das war 2004 schon so und wird auch immer so bleiben.

Wie sieht es mit der Perspektive für den Laden aus, bzw. wohin denkst du, wird die Reise gehen?


Tja, die letzten Monate waren extrem schwierig für uns, aber auch für viele andere Skateshops. Der Boom, der aus der Corona-Pandemie entstanden ist, ist vorbei. Die Lager sind überall voll und die Inflation schlägt zu. Kleinere Shops werden in den kommenden Jahren auf der Strecke bleiben, das steht fest.

Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass wir Concrete Wave noch viele Jahre weiter führen können, denn wir stehen trotz der Krise noch recht gut da. Auch in Zukunft werden wir mit einer riesigen Auswahl, guter und ehrlicher Beratung und schnellem Versand punkten. Außerdem machen wir das Ganze ja auch nicht erst seit gestern.


Danke für das Gespräch Heiko!

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