Oft sieht man ja einfach nur große sportliche Leistungen, die möglichst perfekt eingefangen werden. So geht das dann aber über eine reine Sportdokumentation hinaus.
Ich hab lange darüber nachgedacht, was mich eigentlich an den alten Videos fasziniert, die Zeiten überdauern. Ich glaube, jeder könnte sich heute noch „Sorry“ von Flip anschauen und wäre fasziniert davon, das hat verschiedene Gründe, wie das Skaten, vor allem aber auch den Schnitt und die Bedeutung. Da wird mit diesen Videos eine Bedeutung für Skater generiert, die schauen sich das an und wenn das Video gut ist, dann gibt es immer dieses beflügelnde: „Ich hab jetzt Lust auf Skaten!“ Genau um so was geht es. Aber dieses dokumentarische muss, meiner Meinung nach, über die Bilder und über das, was tatsächlich passiert ist, mit rein. Sonst ist es wieder komplette Inszenierung. So Videos heutzutage funktionieren in vielerlei Hinsicht nur noch als Promotion und die überdauern die Zeit dann einfach nicht. Aber das hat mich fasziniert, wie man das genau so arrangieren kann, damit das auch erreicht wird. Das geht über das dokumentarische hinaus, weil Dokumentationen über Skateboarding, in denen Leute erzählen, warum und wie sie es machen, gibt es ja zu Hauf. Aber die erzeugen nicht diese Bedeutungsbindung zwischen Zuschauer und Video.
So Videos heutzutage funktionieren in vielerlei Hinsicht nur noch als Promotion und die überdauern die Zeit dann einfach nicht
Wie würdest du sagen, schaffst du diese Bindung? Was ist das Elementare dabei?
Das Elementare ist, dass sich in den letzten Jahrzehnten, vor allem mit der VX und dem MK1, ästhetische Grundsätze herausgebildet haben. Wenn man sich durch Skateboardforen wie rollbrettmedia klickt, in denen man auch Videosections findet, da gibt’s dann auch Kritik. Die ist nicht immer gelungen, aber es steckt stets so was wie „geh näher ran“, „achte nicht immer auf das Bild“ oder „der Schnitt ist nicht so geschmeidig“ darin. Diese Dinge, so formale Aspekte, dass man sagt, das muss trefflich zum Song sein.
Du also Philosophiestudent, hast du neben den ästhetischen Kriterien und Leitlinien auch theoretische Prinzipien, nach denen du agierst oder dein Video arrangierst?
Ja, danach hab ich viel gesucht. Ich hatte lange das Gefühl, ich müsste erst nach der Theorie suchen, bevor ich an das Werk gehen könnte. Jetzt nach fünf Jahren Filmen zeigt sich, dass das umgedreht ist. Natürlich gibt es immer die Theorie, aber durch die Praxis ergibt sich dann der Skateboardfilm. Theorien dazu gibt es nicht, es gibt wenige Äußerungen zu Skatevideoästhetik. Aber der theoretische Unterbau ist für mich in der Hinsicht wichtig, dass meiner Ansicht nach ein Kunstwerk abgeschlossen sein muss, also ein Ganzes bilden. Es muss auch offen in der Lesbarkeit sein, es darf nicht so abgeschnitten sein, dass es etwas Internes wird, dass es nur die Leute es verstehen, die es gemacht haben und dabei waren. Sondern, dass die Leute, weil sie selbst Skater sind oder selbst Videos machen, Freude und Genuss an dem Produkt haben können. Und natürlich sollte man sich an formelle Regeln halten, die sich bewährt haben. Natürlich diese aber auch offen halten und versuchen, diese immer wieder zu verschieben.
Was sind denn deine größten Vorbilder oder an was orientierst du dich?
Ich hab mich lange und viel an Gerrit Piechowski orientiert, das hat mich sehr, sehr fasziniert. Briggs Ogloff, der ist aus Kanada und ein bisschen unbekannter, der hat jetzt auch ein Video rausgebracht, das „Brothers“ heißt. Ansonsten die Alien Workshop Sachen, Greg Hunt, der im Schnitt immer sehr innovativ ist.
Du hast jetzt dein eigenes Videoprojekt mit der LoveMe Crew am Start und hast kürzlich den LoveMe Clip gemacht. Für Deutschland ist die Crew ja sehr eigenständig mit einem Stil, den man hier leider selten sieht.
Wir kennen uns recht lange und jeder hate eigene Leidenschaften, die er aktiv mit einbringt. Sei es das Filme machen, das Rampenbauen mit dem 3Eck Kollektiv, sei es das Texte schreiben, sei es Fotografie oder dergleichen mehr. Das Schöne am LoveMe Kollektiv ist, dass wir es geschafft haben, viele verschiedene Individuen zusammen zu bringen, die gemeinsam ihre verschiedenen Talente zu einer Sache machen.
Die Parts von Koni Rutschmann und Hannes Schilling werden der Wahnsinn sein
Bei deinem Videoprojekt sind auch viele vom LoveMe Kollektiv dabei. Kannst du in ein paar Worten dein Projekt beschreiben, um was es dir ging, was auf uns zukommt?
Ich sitze gerade am Schnitt dafür, Premiere wird am 14. Dezember sein. Worum es mir ging ist vor allem, einfach ein komplettes Skatevideo zu machen. Ich hab lange darüber nachgedacht, welches Konzept man darunter legen könnte um daraus dann ein Video zu machen. Ich glaube letztlich ging es mir um Freundschaft, um die Gruppe, mit der ich das gemacht hab, und dieses gemeinsame sich entwickeln und Grenzen überschreiten. Ich glaube die Parts von Koni Rutschmann und Hannes Schilling werden der Wahnsinn sein. Das war unglaubliches Skaten, das ich da einfangen konnte, weil man einfach gemeinsam an einem Projekt arbeitete und sich dann in größte Gefahr begeben oder einfach seine Grenzen so krass überwunden hat. Ich möchte eigentlich die Geschichte der letzten dreieinhalb Jahren erzählen, das ist auch als Chronik gedacht. Wie haben sich die Leute entwickelt, welches Skaten gab es, in welchen Orten waren wir, welche kleinen Geschichte sind passiert und das aber in einen große Geschichte packen und das wäre dann das Skatevideo.
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