28. August 2008: ein harter Sturz. Der Tag, an dem ich mir den Rücken brach und sich mein Leben veränderte, von einer Sekunde auf die andere. Slams sind für Skater*innen normal. Man berappelt sich und versucht es weiter. Doch hier war es anders. Gern würde ich erzählen, dass es ein Surfunfall war, ein 15er Handrail oder ein Haiangriff. Aber nein, ich wollte nur von einer Party nach Hause. Schon doof, wenn man so angetüdert sein Gleichgewicht verliert, während man auf einem Geländer sitzt. Der erste Lendenwirbel war zersplittert. Als ich im Krankenhaus erwachte, war nichts mit wieder aufstehen.
Die Diagnose “Querschnittlähmung“ traf mich hart. Ach du Kacke. Wie soll das weitergehen? Meine Wahrnehmung von Rollstuhlfahrerinnen bestand aus Klischees. Ich hatte in meiner Kleinstadt Frankfurt (Oder) auch keine Berührungspunkte. An der Schule gab es niemand im Rollstuhl – und in der Stadt habe ich nur die wahrgenommen, die meinen Stereotypen entsprachen. Nun lag ich da im Krankenbett, konnte das nicht verarbeiten, nicht weglaufen, nicht klar denken. Also Glotze an! Zu meinem Glück liefen gerade die Paralympics in Peking. Und als ich über die Berichterstattung stolperte, änderte ein Tastendruck auf der Fernbedienung für mich alles.
Mir wurde klar: ICH WUSSTE GAR NICHTS.
Zu sehen waren Rollstuhlbasketball, Rollstuhlrugby und vieles mehr. Das interessierte mich weniger, aber: Da waren Leute in ihren Rollstühlen im Fernsehen und boten rasanten Sport. Was ich über Rollstühle zu wissen glaubte, war Unsinn. Dann zeigte mir mein Kumpel Micha ein Video von Aaron Fotheringham. Auf seinem Rollstuhl machte er Backflips in Woodward. Er drehte sich auf einem Rad und grindete Rails: Mein Leben war nicht vorbei. Es fing neu an. Mit so vielen Möglichkeiten!