In unserer aktuellen Ausgabe #337 findet ihr das Interview mit Sebastian Denz über seine 360 Grad Fotografie zusammen mit verschiedenen gedruckten Darstellungen seiner 360 Grad Sphären. So richtig interessant wird die Besonderheit seiner Fotografie, nämlich die Rundumsicht erst in der digitalen Variante, die sich manuell navigieren lässt. Sebastian hat sich die Mühe Gemacht, seine Bilder des IGS Skateparks in Hamburg in wochenlanger Arbeit zu einer virtuellen Panoramatour zusammenzusetzen, die ein einmaliges Erlebnis ist. Einen Ausschnitt aus dem Interview und vor allem den Link zu seiner Panoramatour findet ihr hier.
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[Fotografie: Sebastian Denz, Interview: Oliver Tielsch]
Die Art und Weise, wie wir Skateboarding gewohnt sind zu betrachten und wahrzunehmen, ist in den über 30 Jahren, seitdem Skaten auf Film gebannt wird, klar von der klassischen Fotografie geprägt. Einerseits sieht man häufig die unverzerrte Perspektive einer Normalbrennweite oder die gestauchte Ansicht eines Teleobjektivs, andererseits ist die weitwinklige Perspektive bis hin zum effektvollen Fisheye, mit dem man jeden noch so kleinen Bordstein beim Trick imposant aussehen lassen kann, sehr dominant. Sebastian Denz, Fotograf und Professor an der „design akademie berlin“, geht in dieser Hinsicht neue Wege. Bereits 2005 hat er eine 3D-Großformatkamera entwickelt und später zusammen mit Carhartt das Buch „SKATEBOARDING.3D“ veröffentlich. Inzwischen hat er sich für ein neues Projekt der 360°-Panoramafotografie zugewandt und sich mit den Darstellungsmöglichkeiten des Raumes, in diesem Fall des Hamburger IGS Skateparks beschäftigt. Wir haben uns auf die neuen Sichtweisen eingelassen, Sebastian und auch den Skateparkerbauer Matt Grabowski dazu befragt und geben euch die Möglichkeit in seine virtuelle Panoramatour einzutauchen.
Du hast 2009 ein Buch über Skateboarding in 3D zusammen mit Carhartt gemacht. Was hat dich von dem Projekt zu den 360°-Sphären gebracht?
Grundsätzlich ist mein Thema „Raum“ und die verschiedenen Aspekte von Raum. Ich beschäftige mich inzwischen seit ca. 15 Jahren damit. Wir als Menschen leben in Räumen und empfinden die Räume nicht nur in den Dimensionen x, y und z, sondern auch emotional. Wenn du einen Künstler nach seinem Raumbegriff fragst, wird er anders antworten als ein Mathematiker, der in geometrischen Dimensionen denkt. Einem Gereral beim Militär geht es möglicherweise darum, geografische Räume innerhalb bestimmter Grenzen zu verteidigen oder zu erweitern. Und Skateboarder erobern sich eben architektonische Räume, nutzen sie für das Skaten um und füllen die Räume dadurch mit Leben. Damit und mit dem Postvirtuellen Raum habe ich mich in meinem Projekt „SKATEBOARDING.3D“ beschäftigt. Bei der 360°-Fotografie hat mich im Vergleich zur 3D-Fotografie gereizt, dass man diesen Rundumblick hat. Die freie Blickwahl im Mittelpunkt der Kugel ermöglicht, dass man komplett nach oben und nach unten und in alle Himmelsrichtungen gucken kann.
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Im Magazin sieht man verschiedenen Möglichkeiten, das im analogen Print-Bereich darzustellen, darüber hinaus gibt es ja noch die digitale, interaktive Variante. Warum hast du dich für die bestimmten Techniken entschieden?
Ich fand für die Printausgabe interessant, mal drei verschiedene, relativ gebräuchliche Darstellungsmethoden von sphärischen Panoramen zu zeigen: die klassische Kugelabwicklung, dann die kubische Projektion – das aufgeklappte Kreuz – und die sogenannte „Little-Planet“-Ansicht. Mich reizt aber am meisten die digitale Variante, weil die interaktive Komponente natürlich besonders Spass macht. Durch die freie Blickwahl innerhalb des jeweiligen Kugelpanoramas und den Sprung in andere 360°-Sphären über „Hotspots“ ist es in meiner virtuellen Panoramatour im Internet möglich, sich einen sehr guten räumlichen Gesamteindruck über den Hamburger IGS Skatepark zu verschaffen.
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Wie muss man sich die fotografische Umsetzung vorstellen?
Ich benutze ein ganz normales Stativ, aber einen speziellen Panoramakopf. Man fotografiert diesen 360° mal 180° Rundumblick aus einzelnen Fotos, die man später am Rechner mit Spezialsoftware zu einem sphärischen Panorama zusammensetzt. Man kann das inzwischen auch schon mit dem Smartphone machen, was aber natürlich nicht annähernd so präzise ist. Ich fotografiere mit einem Fisheye-Objektiv und benötige für eine Sphäre mindestens neun Bilder, je nach Aufnahmesituation sind es aber auch 40 Einzelbilder oder mehr.
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Als Skater ist man die Fisheye Perspektive sehr gewohnt, da kommt der Smithgrind von Matt nicht unnatürlich rüber. Gerade deswegen muss man zweimal hinschauen, um zu sehen, dass man hier eine Rundum-Sicht vor sich hat, oder?
Naja, an sich ist hier die Fisheye Optik gar keine mehr, es geht hier weniger um den Look mit den Verzeichnungen, sondern darum möglichst viel Umgebung mit einem Schuss auf’s Bild zu bekommen. Was die Ästhetik angeht, die resultiert eher daraus, das Kugelpanorama wieder in der Fläche, also zweidimensional darzustellen. Es ist gar nicht so einfach sowas visuell ansprechend zu fotografieren, weil man ja wirklich alles auf dem Bild sieht und so natürlich auch Störelemente immer vorhanden sind. Die Herausforderung ist eine spannende und geeignete Perspektive zu finden. Das ist der Unterschied zu der “normalen” Fotografie – da kann man einen Bildausschnitt frei festlegen und im Umkehrschluss unerwünschte Dinge einfach ausblenden […]
Das Interview mit Sebastian findet ihr in voller Länge in unserer aktuellen Ausgabe, seine virtuelle Panoramatour könnt ihr hier erleben.
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