Trotz seines, für Skateboarder mit Pro-Status, fast schon greisen Alters von mittlerweile 37 Jahren erlebt Brain Anderson momentan den mindestens zweiten Frühling. Während viele seiner Generation mittlerweile im Ruhestand zu sein scheinen, startet der “Thrasher Skater of the Year“ von 1999 (!) noch mal richtig durch: Mit der Gründung von 3D Skateboards hat er sich einen persönlichen Traum erfüllt und lässt nicht nur hier seiner Kreativität freien Lauf. Zusammen mit den Designern von Nike SB hat er ein Modell nach seinen Vorstellungen gestaltet, dass seit September 2013 erhältlich ist. Offen bleibt ob es sich beim „Project BA“ nun um ein lupenreines Promodell oder eher um ein „Beraterprojekt“ handelt.Das Design spiegelt definitiv Brian Andersons Geschmack wieder, erinnert es doch stark an vergangene Savier-Zeiten. Für viele wird das sich andeutende Revival der Laufschuh-inspirierten Skateschuhe eben auch ein Trip zurück in die Zukunft. Inwieweit das Design von gestern sich mit der Technologie von heute auf dem Board bewährt hat, könnt ihr dem folgenden Testbericht entnehmen.
[Text&Fotos: Christoph Dyckmans/weartested.com]
Haltbarkeit //
Materialüberlappungen im Vorderfußbreich sind bei heutigen Skateschuh-Designs kaum noch zu finden. So auch nicht beim Project BA: Der komplette Vorderfußbereich besteht aus einem Stück Wildleder, dass nur noch eine Prägelinie in Anlehnung an typische Running-Designs besitzt. Trotzdem kann das Modell bezüglich der Haltbarkeit des Obermaterials nicht überzeugen. Nach der üblichen Testdauer von zehn Stunden weißt das Wildleder bereits tiefe Risse an der Schuhspitze auf. Die hohe Anzahl an Perforationen im Vorderfußbereich sind ebenfalls potentielle Schwachstellen, beim getesteten Paar waren diese allerdings kein Problem. Leider hat sich auch die hochgezogene Außensohle sehr schnell abgenutzt. Die Seitenwangen des Project BA haben dagegen mit hoher Haltbarkeit durch das Kunstleder und den aufgeschweißten Swoosh überzeugt. Die Außensohle macht, bis auf die vordere Spitze, ebenfalls einen sehr haltbaren Eindruck. Das grobe und tiefe Profil überzeugt auf ganzer Linie.
Dämpfung //
Der Project BA bietet sehr gute Dämpfungseigenschaften. Nike SB setzt auch hier auf die beliebte Lunarlon-Technologie. Bei diesem Modell wurde diese in Form einer grauen Mittelsohle eingesetzt, die merklich weicher ist, als die weißen Bereiche, die für Stabilität und Haltbarkeit sorgen. Wie im Querschnitt zu erkennen, zieht sich der hier graue Lunarlonschaum bis in den Vorderfußbereich und bietet so auf ganzer Länge gute Dämpfung. Bemerkenswert ist die geringe Sprengung (Höhenunterschied zwischen Vorderfuß und Ferse): Selbst im Fersenbereich sitzt der Fuß dadurch sehr nahe am Board.
Bildergalerie
6 BilderForm //
Der Project BA ist ein Hybrid zwischen Lauf- und Skateschuh und hat daher eine etwas bulligere Silhouette, als ein gewöhnliches Cupsole Modell. Trotz des hohen Schnitts um die Achillesferse, wird dem Knöchel viel Bewegungsfreiheit geboten. Gleichzeitig wird durch den hohen Schnitt ein sicherer Stand gewährleistet. Von oben betrachtet verlaufen die Seitenteile fast parallel bis zum vorderen Drittel, wo sich der Project BA zu einer abgerundeten Spitze verjüngt.
Boardgefühl und Grip //
Für ein Cupsole Modell mit einer laufschuhorientierten Sohlenkonstruktion bietet der Project BA ein gutes Boardgefühl. Die Sohle wird vom Fersen- bis zum Zehenbereich immer dünner, wodurch direkter Kontakt zum Board gewährleistet ist. Die Sohle besitzt, neben einem tiefen Profil, tiefe Einschnitte im vorderen Bereich. Durch diese Unterbrechungen wird die Sohle sehr flexibel und passt sich besser an das Concave des Decks an. Da diese Einschnitte auf den vorderen Bereich beschränkt sind, bleibt die Sohle im Fersenbereich trotzdem stabil und unterstützend. Die Flexibilität und das tiefe Sohlenprofil haben auch einen positiven Effekt auf die Griffigkeit. Die Sohle kann dadurch gut in das Griptape „greifen“, wodurch ein guter Halt auf dem Board entsteht. Weiterhin ist durch die hohe Haltbarkeit ein gleichbleibend guter Halt auf dem Board garantiert.
Komfort und Stabilität //
Bei Laufschuhen wird dem Komfort fast die höchste Priortät beigemessen, so auch beim Project BA. Der Schuh sitzt sowohl an der Ferse, als auch im Mittelfußbereich sehr gut am Fuß. Ausschlaggebend dafür ist das Schuh-in-Schuh-Prinzip. Das Innenmaterial umschließt den Fuß ähnlich wie eine Socke und ausgehend davon sind darüber die einzelnen Lagen des Außenmaterials aufgebaut. Gleichzeitig wird so die Zunge durch das Innenmaterial fixiert. Außerdem befindet sich versteckt in den Seitenwangen ein Gurtsystem, das über eine der Ösen um den Fuß gespannt wird, und so den Halt merklich verbessert. Darüber hinaus ist der Project BA überraschend leicht, was ebenfalls den Tragekomfort verbessert. Der Schuh bietet außerdem eine sehr gute Durchlüftung, auch hier wurde das Design wieder stark an Laufschuhe angelehnt. Der komplette Vorderfußbereich ist mit Perforationen ausgestattet und die darunterliegende Materiallage lässt Feuchtigkeit und warme Luft aus dem Innenbereich entweichen. Im medialen Mittelfußbereich wurde ein extra großes Durchlüftungsfenster aus Mesh realisiert, dass die Durchlüftung zusätzlich verbessert. Durch die breite Silhouette bietet der Project BA eine hohe Stabilität, die besonders durch den flachen Querschnitt verstärkt wird. Die hintere und mittlere Sohle ist sehr hoch geschnitten, womit seitliches Rutschen verhindert wird. Seine Stabilität und Form konnte der Nike SB Project BA im Fersen- und Mittelfußbereich über die gesamte Testdauer behalten. Der Vorderfußbereich hat jedoch mit zunehmender Tragezeit stark an Steifigkeit verloren.
Grössenempfehlung //
Der Nike SB Project BA fällt normal aus.
Zusammenfassung //
Der Project BA ist ein sehr bequemes, Laufschuh-orientiertes Cupsolenmodell, dass besonders durch seine guten Dämpfungseigenschaften, Stabilität und Durchlüftung überzeugt. Die Haltbarkeit des Obermaterials stellt einen Schwachpunkt dar, der jedoch zumindest teilweise durch die positiven Eigenschaften in anderen Bereichen kompensiert wird.
Der Test ist auch zu finden in unserer Ausgabe #327.
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