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Felix Lensing, 25, befindet sich in den letzten Zügen seines Studiums und wird zwecks Dissertation schon bald seiner Professorin nach Berlin folgen. Dass er also Bochum nicht ganz freiwillig verlassen muss, kommt dem Ruhrpott-Verwurzelten dabei ganz gelegen. In seinem zweiten Monster-Interview haben wir mit ihm über seinen KontrollZwang, Motivation beim Skaten, TPDG und seine persönliche Entwicklung gesprochen. Wenn sich der frisch gebackene „Über“-Pro einmal selbst kennenlernen würde, fände er sich vermutlich ganz sympathisch, denn Felix versteht es, zu polarisieren!

 

[Interview: Niklas Isenberg | Fotos: Hendrik Herzmann | Seq: Biemer]

Felix Lensing Interview

Hi Felix, zu Beginn deines letzten Interviews hast du gesagt, dass du aufpassen müsstest, was du sagst. Ich fände es cool, wenn du dir diesmal gar keine Gedanken darüber machst, was du sagst, und wie es wirken würde. Meinst du, das ist realistisch?
–– Nein, das ist wohl unrealistisch. Ich mache mir grundsätzlich zu allem eher zu viele Gedanken und bin, denke ich nicht in der Lage völlig ungefiltert irgendwas rauszublöken. Aber warten wir’s mal ab!

Also, du gehst sehr geplant an dein Skaten, fast analytisch, machst dir viele Gedanken, wie es aussehen soll und so weiter. Hat das vielleicht was mit deinem Mathematikstudium zu tun?
–– Darüber habe ich auch schon mal nachgedacht. Ich würde mich selbst als zielstrebig beschreiben, wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe. Dabei kam dann die Frage auf, ob die Zielstrebigkeit in meinem Studium mein Skaten beeinflusst, oder andersrum. Ich glaube aber, dass ich schon immer so war und Vorstellungen von dem hatte, was ich erreichen will.

Ich meinte auch eher die strategische Vorgehensweise.
–– Klar, Mathematik ist hochstrategisch und beim Fotos machen bin ich auch so. Ich überlege mir immer irgendwelche Routinen, die ich dann abspule, bevor ich mich den eigentlichen Trick traue. Ich mache zum Beispiel drei Kickflips und springe in einen Backtail, bevor ich mir denke, jetzt kann ich Kickflip Backtail machen. Ich würde von mir selbst behaupten, dass ich der unspontanste Skater bin, den es gibt. Ich funktioniere auf Tour überhaupt nicht gut. Wenn ich da irgendwo an einen Spot komme, kann ich den nicht skaten, selbst wenn ich den ansich gut finde. Ich muss fast immer mehrmals zum Spot und mich damit auseinandergesetzt haben, sonst mache ich da eher gar nichts. Ich überlege mir dann vorher, von wo man das Foto machen könnte und aus welcher Perspektive gefilmt werden kann. Ich diskutiere dann zum Beispiel mit Henne oder Severin (Strauß) darüber, bis wir da einer Meinung sind. Deswegen fällt es mir leichter, Tricks in meiner Gegend zu machen. Wenn man sich das Interview anschaut, sind zwei Drittel aller Tricks bei mir in Bochum und Essen und so weiter geschossen. In meinem ganzen Leben habe ich ein einziges Skatefoto spontan geschossen – diesen Frontboard in Arnheim. Da konnte ich über meinen Schatten springen, weil der Spot es wert war. Wenn ich das Foto unbedingt will, komme ich auch gerne fünfmal zum Spot zurück und nehme 500 km in Kauf. Ich meine, heutzutage werden ja eh alle immer besser und man hat selbst schon viel gemacht und muss sich immer wieder neu erfinden. Ich bin halt einfach auch nicht so gut. Das heißt, ich muss mir immer irgendwelche Spots suchen, die mir schmeicheln. [lacht]

Es gibt ja ein paar Leute, die dir eine arrogante Haltung nachsagen…
–– Ich glaube, das hängt damit zusammen, dass ich ganz viel mit Ironie arbeite und dass es Leute gibt, die es nicht so gut trennen können, wann ich etwas ernst meine, und wann nicht. Die meisten kennen mich auch einfach nicht so gut und verstehen dann viele Aussagen vielleicht auch einfach falsch. Ich denke, dass das genau die Leute sind, die dann Probleme mit mir haben. Ich bin aber auch einfach ehrlich und sage gerade heraus meine Meinung. Und das ist auch so, wenn ich etwas scheiße finden sollte! Damit stößt man natürlich auch manchmal Leuten vor den Kopf. Wenn mir etwas wichtig ist, dann sage ich das auch. Ein gewisses Selbstbewusstsein kann ich mir da nicht absprechen, ich denke, da würde ich lügen, wenn ich was anderes behaupten würde. Mir ist wichtig, dass Menschen authentisch sind. Egal, ob das jetzt der netteste Typ der Welt oder ein Wichser ist. Die Hauptsache ist, dass man jeden gleich behandelt. Die schlimmsten Menschen sind die, die nach unten hin Wichser sind und nach oben hin buckeln.

Andererseits kann man auch verletzend sein und sich hinter der Aussage verstecken, dass man nur ehrlich ist. Das ist ja dann nicht so cool…
–– Ich denke, wenn man systematisch Menschen verletzt, dann ist das in der Regel ja auch ein Schutzmechanismus für einen selbst. Wenn man nur am Fronten ist, ist man vielleicht selbst die ärmste Sau. Ich finde aber, dass das auf mich nicht zutrifft. Klar sage ich meine Meinung und bin ehrlich, aber ich gehe nicht durch die Welt und gebe allen Shit. Das ist unfair und auch gar nicht notwendig.

Ich würde von mir selbst behaupten, dass ich der unspontanste Skater bin, den es gibt

Ist dir Toleranz wichtig?
–– Auf jeden Fall ist mir Toleranz wichtig. Als Jugendlicher hatte ich da aber Probleme mit, das gebe ich auch zu.

Durch was hat sich das geändert?
–– Ich glaube, das kam einfach ein bisschen durchs Erwachsen werden. Da habe ich gelernt, dass man Leute nicht innerhalb von wenigen Minuten abstempeln und beurteilen sollte. Wenn man im Leben weiterkommt und anfängt zu studieren etc., lernt man immer mehr unterschiedliche Leute kennen. Und je öfter man diesen Prozess durchläuft, desto mehr merkt man, dass man sich in den ersten Minuten schon mal täuschen kann. Wenn man jemanden selbst falsch wahrnimmt, wird einem bewusst, dass man wiederum von anderen auch falsch wahrgenommen werden könnte. Man muss die Toleranz, die man von anderen einfordert, natürlich auch selbst an den Tag legen.

Bei TPDG, dem Sponsor, mit dem du dich wahrscheinlich am meisten identifizierst, wird das vermeintlich uninszenierte stark in Szene gesetzt. Braucht es für Skateboarding das Theatralische?
–– Also zwingend brauchen tut es das natürlich nicht, aber das ist auf jeden Fall eine Möglichkeit, Dinge interessant zu gestalten, die vielleicht gar nicht so mega interessant sind. Es ist für ein gelungenes Gesamtbild nicht zwingend, dass man überall immer die krassesten Tricks machen muss.

Es gibt auch kritische Stimmen, die sagen, dass TPDG in erster Linie auf ’nem Image und zu wenig auf Skateboarding basiert. Wie ist deine Meinung dazu?
–– Das ist der einfachste Angriffspunkt bei TPDG, dessen sind wir uns auch bewusst! Meine Meinung ist, dass wir alle wissen, dass in der Anfangszeit vielleicht etwas viele Clips rauskamen, in denen wenig geskatet und viel gepusht wurde. Trotzdem sind die Clips so gut gemacht gewesen, dass optisch eigentlich niemand etwas einzuwenden hatte, glaube ich. Gerrit ist vielleicht der beste Editor in Deutschland und alles, was er macht, ist aus meiner Sicht ziemlich geil und ich denke auch, dass viele Leute das feiern. Der Kritikpunkt, von wegen zu wenig skaten und zu viel abhängen, ja, der ist in der Hinsicht berechtigt! Da hat jetzt aber eine Veränderung stattgefunden. In dem Berlin-Clip wurde schon mehr geskatet, genau wie in dem Bordeaux-Clip, der bald kommt. Und der Fokus der Zukunft liegt eindeutig auf Clips mit richtigem Skaten.

Das komplette Interview findet ihr in unserer aktuellen Ausgabe.

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