Share

André Gerlich Interview

Wenn wir in der Redaktion an André Gerlich denken, müssen wir immer auch an eine ursprüngliche Form des Menschen denken, die sich unberührt zivilisatorischer Einflüsse entwickelt. Mag sein, dass sich der Vergleich für einige wenig schmeichelhaft anhört, dabei ist er aber absolut positiv gemeint und funktioniert nebenbei perfekt, möchte man den Freedom Fahrer als Skater beschreiben. André braucht keinen angesagten Local Spot, um Motivation zum Skaten zu finden und erst recht keine Trends, die seine Art zu skaten verändern. Oft schnappt er sich sein Board, tritt vor die Haustüre und fängt einfach an zu sammeln und zu jagen, wie unsere Vorväter. Als Erdenmensch lässt er sich für kein Geld der Welt stressen, Errungenschaften materieller Art, abgesehen von einem guten Kraut und einer feinen Platte, sind ihm Schnuppe und wenn es beim Skaten nicht so läuft, reicht es manchmal schon, dass man ihn in den Arm nimmt und sagt, man hat ihn lieb. Er ist einfach ein ganz zartes unter den vielen Wildgewächsen unserer Prärie.

Das komplette Interview findet ihr in unserer aktuellen Ausgabe.

Hi André, stimmt es, dass du ohne Abi studierst?
Ja, stimmt. Freie Kunst kann man ohne Abitur studieren, wenn man sich mit einer Mappe bewirbt und dann so ’ne Prüfung ablegt, beziehungsweise ohne Abitur braucht man eine höhere Punktzahl bei der Aufnahmeprüfung. Herausragende künstlerische Fähigkeiten heißt das, glaube ich.

Was darf man sich unter dem Studiengang „freie Kunst“ vorstellen?
Im Endeffekt heißt der Studiengang so, damit man frei ist, in dem was man tun möchte. Du kannst in der Fotoklasse genauso gut morgen anfangen eine Gipsskulptur zu erstellen. Das ist kein Problem. Am Ende ist man ein Künstler, genau wie jeder andere der das studiert hat, aber der Studiengang ist halt frei. Man arbeitet frei an dem, worauf man Bock hat. Ich muss jede Vorlesung im Vorlesungsverzeichnis nachschlagen und kann selbst ausfüllen, zu welchen Vorlesungen ich gehen will und so. Das ist ja heute mit den ganzen Bachelor Studiengängen etwas anders geworden.

Ich hab so ein Prinzip, dass überall, wo das Skateboard irgendwie runterkommen könnte, ich mindestens eine Sache machen muss

Kannst du sagen, ob sich dein Art zu Skaten durch das Studium verändert hat.
Das ist ’ne harte Frage. Klar, die Art des Skatens ändert sich im Laufe der Jahre immer, aber ich weiß nicht, ob das zwingend mit dem Studium zusammenhängt. Bei mir ist es immer unterschiedlich, auf was ich Bock habe. Manchmal hab ich mehr Bock Transition zu fahren, manchmal hab ich mehr Bock Street zu fahren, eine Zeit lang hatte ich Bock auf Switch Tricks. Ich denke schon, dass sich das immer wieder ändert. Dadurch, dass man immer wieder etwas anders macht, kommt im Gesamtrepertoire mehr dazu, also hat es sich qualitativ auch verbessert.

Würdest du sagen, dass du irgendwelche Dinge aus dem Studium auf den Alltag oder dein alltägliches Leben projizieren kannst?
Ja, mit Sicherheit, aber ich denke, das geschieht eher unbewusst. Ich kann dir jetzt nicht wirklich Beispiele nennen. Aber ich denke auf jeden Fall, dass man immer irgendwas mitnimmt, was man irgendwo weiterdenkt.

Warum skatest du oft Spots an denen andere vorbeifahren würden?
Wenn ich aus der Haustür gehe, um zu skaten, dann reicht für mich alles, was ich sehe. Ich hab so ein Prinzip, dass überall, wo das Skateboard irgendwie runterkommen könnte, ich mindestens eine Sache machen muss und erst dann gehe ich weiter. Deshalb hat es sich im Laufe der Zeit ergeben, dass ich jeden Scheiß fahren will.

Ok, woher kommt dieses Bedürfnis den Spot unbedingt zu skaten?
Ich weiß nicht, ich finde es einfach interessant. Manchmal sind es ja auch Spots, wo der Trick ist, da lang oder da runter zu fahren, wie ein Stein oder so was. Ich finde es einfach spannend, was man alles machen kann.

Und wenn es mal nicht so gut läuft am Spot, muss man dich einfach in den Arm nehmen und dann klappt’s wieder.
Ja, das hat am letzten Wochenende ganz gut funktioniert, als wir den Bluntslide geschossen haben, haha. Ich glaube, dann konnte ich mir noch mal in Ruhe Gedanken machen, was hier los ist. Gerade bei dem Bluntslide hatte ich so Probleme im Kopf mit der Anfahrt, weil die Ledge so steil ist, dass man die nicht sieht, wenn man anfährt. Man sieht halt überhaupt nichts von der Landung, in der auch noch eine Kante ist. Da kam ich im Kopf nicht klar und ich denke, dass das hilft, dass man nochmal seine Ruhe hat.

Wie gehst du generell ran, wenn es um Fotos oder das Filmen geht?
Bei so einem Interview zum Beispiel hat man schon ein bisschen einen Plan, aber voll oft passiert es auch, dass Leute irgendwo einen Trick geschossen haben und ich daneben dann irgendeinen Spot gefunden hab, wo wir was gemacht haben. Das ist mir mit Willi zweimal passiert für das Interview. Deswegen hab ich so von beidem etwas. Wenn man am Spot steht, kommt allerdings manchmal auch ein anderer Gedanke, oder der Gedanke, den man hat, funktioniert gar nicht.

Geschäftsbedingungen

Gib bitte deine Email Adresse an, damit wir dich mit News, Updates und den neuesten Angeboten versorgen können. Falls du nicht mehr interessiert bist, kannst du dich jederzeit abmelden. Wir geben deine Daten nicht an Dritte weiter und werden dir nur Nachrichten schicken, die dich auch interessieren. Versprochen!

Read our full Privacy Policy as well as Terms & Conditions.

production