Erst vor ein paar Wochen wurde in Nürnberg der renovierte Skatepark im Spittlerpark wiedereröffnet und sieht jetzt verdammt sexy aus. Klar dass sich die Nürnberger Skateszene seitdem dort zur Session trifft und ihren Spaß hat. Doch die Anwohner des Parks zeigen sich weniger erfreut über die Lärmentwicklung und drohen mit einer Anzeige. Wir haben uns deshalb mit Herwig König (1. Vorstand der Skateboardfreunde Nürnberg e.V. einer der Planer des Projekts) unterhalten, um zu erfahren was da in der fränkischen Hauptstadt gerade los ist.
Hi Herwig, wie wir aus einem Zeitungsartikel erfahren haben, gibt es Stress mit den Anwohnern eures neuen Parks, was ist da los?
Wie in vielen Skateparks gibt es halt das Problem mit dem Lärm. Zum grössten Teil sind das Anwohner mit Eigentumswohnungen, die besonders stört, weil sie ja für längere Zeit dort wohnen. Was unsererseits ein wenig unverständlich ist, da es da ja schon vorher einen Skatepark gab, bevor die Wohnungen renoviert und frisch bezogen worden sind. Vorher waren das so Rampen mit Metallkonstruktion, die eigentlich lauter sind als die Rampen, die jetzt von Anker Rampen gebaut wurden. Jetzt wird der Park aber viel mehr genutzt als früher und deshalb ist die Geräuschentwicklung viel extremer, deshalb haben sich die Anwohner jetzt zusammengerauft und haben sich bei der Stadt beschwert. Die wollen Anzeige erstatten.
Was würde da im schlimmsten Fall passieren?
Schwierig zu sagen. Der schlimmste Fall wäre natürlich, dass der Skatepark schließen und abgerissen werden müsste, aber so weit möchte es, glaube ich, niemand kommen lassen – nicht mal die anderen Parteien. Man kann nur spekulieren, weil wir persönlich noch nicht miteinander gesprochen haben und natürlich viele Vorurteile umd Beschuldigungen im Raum stehen. Deshalb wurde jetzt für 10. September ein runder Tisch einberufen um diese Vorurteile abzubauen und zu sehen, was man machen kann. Die andere Möglichkeit wäre die Idee, den Lärm insofern zu beseitigen, dass man da einfach Wände hochzieht oder so eine Art Sommersegel anbringt um den Schall zu dämmen.
Gibt’s denn jetzt schon Maßnahmen?
Ja, man darf z.B. nur bis neun Uhr skaten. Ab neun Uhr patrouilliert auch sofort die Polizei und wenn man noch skatet wird man rausgeschmissen. Die gehen da auch rigoros mit Platzverweis vor.
Was genau ist denn die Argumentation der Anwohner? Es gibt ja in einer Stadt auch andere Sportanlagen die Lärm produzieren und die Anlage war schon länger da.
Das ist schwierig, weil wir noch nicht miteinander gesprochen haben. Einige der Anwohner haben halt im Jugendamt ziemlich Druck gemacht. Die Argumentationen sind, dass sie Kinder haben, die um acht ins Bett sollen, oder dass sie nach der Arbeit ihre Ruhe haben wollen.
Die Anlage ist halt einfach höher frequentiert als früher. Das bestätigt, dass wir einen guten Job gemacht haben, aber geht auch mit mehr Lärm einher.
Die Anwohner sehen aber auch nur diesen momentanen Stand, wir als Skater wissen dagegen, dass das nicht immer so bleiben wird. Nach dem anfänglichen Hype eines neuen Skateparks und wenn’s wieder kälter wird, wird da auch nicht mehr so reger Verkehr sein. Ausserdem hat gerade aktuell ein noch größerer Skatepark in Fürth aufgemacht, der von dort gut mit der U-Bahn zu erreichen ist. Dann wird sich das auch noch ein bisschen verteilen. Im Endeffekt wird es dann nicht so heiss gegessen wie es gekocht wird. Ich hab aber auch Verständnis dafür, dass man das nicht gut findet wenn man dort wohnt und dann die ersten Wochen gleich so ein Rabatz ist. Ich kann das schon verstehen, dass einem das auf den Wecker geht, wenn man nach der Arbeit nach Hause kommt und so eine Geräuschkulisse herscht.
Es hat zu dem Thema eine Abstimmung im Netz gegeben. Hilft euch die in irgendeiner Weise?
Die hat keine tatsächliche Funktion aber für die Öffentlichkeit und die Politik ist die Abstimmung schon ziemlich wichtig. Alle beobachten das Voting tatsächlich.
Wie ist denn deine persönliche Meinung in punkto Skateparks; sollen die außerhalb entstehen, wo Skater niemanden stören und auch selbst ihre Ruhe haben, oder doch lieber im Zentrum?
Wo’s möglich ist, sollte man es machen, weil es ein unglaublicher Vorteil ist, wenn das für Jugendliche schnell erreichbar ist. Umso besser wird so eine Anlage dann auch frequentiert und umso besser kann sich dort dann eine Jugendkultur entfalten. Hier in Nürnberg gibt’s ja das Germanische Nationalmuseum – eigentlich ein öffentlicher Platz, welcher nicht zum Skaten gedacht ist – und da fühlen sich die Skater am wohlsten, obwohl es ja auch noch andere Skateanlagen gibt. Der wichtigste Faktor für mich dabei ist eben die zentrale Lage. Deshalb finde ich ist es die optimale Lösung einen Skatepark in zentraler Lage zu bauen, wenn man damit niemanden auf die Füße tritt. Anscheinend ist das ja auch möglich, schließlich gibt es in Deutschland auch solche Parks, die mitunter auch gerade erst eröffnet haben, die das gut zusammenkriegen.
Stimmt. Dann hoffen wir mal, dass sich in eurem Fall auch alles zum Guten wendet.
Herwig König – Ollie | Pic: Marcus Fuchs
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