Greg Hunt hat den nahtlosen Übergang vom Pro zum Skatefilmer geschafft und uns in seiner Zweitkarriere Klassiker wie das DC Video, Mindfield oder den Dylan Part beschert. Momentan arbeitet er gerade an einem anderen heißersehnten Projekt: dem Vans Video. Kollege Tura vom à propos Skatemag hat ihn dazu befragt.
[Interview: David Turakiewicz | Fotos: Loïc Benoit]
Hi Greg, wann bist du eigentlich Pro geworden und wie lange bist du’s geblieben?
Ich war 22, was mir zu der Zeit alt vorkam. Für vier Jahre war ich Amateur und alle anderen waren schon mit 15, 18 oder vielleicht 20 Pro, deshalb kam ich mir sehr alt vor… Ich glaube ich bin es dann zwei oder vielleicht drei Jahre gewesen. Der Grund, dass ich Stereo verlassen hab, hatte nichts mit Skateboarding zu tun, es hatte sich bei Stereo einfach sehr viel geändert zu der Zeit. Innerhalb von sechs Monaten hat sich das Team und die Art Direction verändert und ich hab mich einfach nicht mehr zugehörig gefühlt. Also hab ich mich davon getrennt. Es gab zu der Zeit aber keine wirklich interessante Alternative. Ich war 23 oder 24 und es gab damals keinen Pro über 25 oder 30. Jason Lee ist gegangen und Mike Daher wurde gekickt, er war ein wirklich guter Freund von mir. Es hat sich viel verändert, was ja auch normal ist, aber ich bin im Guten gegangen. Zu der Zeit hab ich mich viel mit Kameraführung befasst, also ging ich diesen Weg, denn ich wollte nicht für eine Company fahren, zu der ich keinen Bezug hab, sondern nur von ihr bezahlt werde. Natürlich wäre ich davon begeistert gewesen auf Alien Workshop oder Girl zu sein, aber das hätte nie geklappt.
Hattest du ein ausreichendes Einkommen als Pro?
Ich konnte kaum davon leben, also nicht wirklich. Ich musste immer noch manchmal arbeiten um meine Rechnungen zu bezahlen. Ich hatte genug Geld um gerade so meine Miete und mein Essen zu bezahlen, aber ich hatte nie ein Auto, ich bin nie verreist oder so. Manche Pros haben richtig Kohle gemacht, aber ich nicht. Huf hat ordentlich Geld gemacht, er hatte ein gut verkauftes Board, ist für DC geskatet, aber zu der Zeit hatte, sogar in Kalifornien, fast keiner einen Schuhsponsor. Aber ich hab mir keine Gedanken darüber gemacht, ich hab nie über eine Karriere im Skateboarding nachgedacht. Es hat mir einfach nur Spaß gemacht.
Dylan scheißt drauf, er mag es Leute zu provozieren. Er weiß, dass es zu viel ist, deshalb will er noch mehr machen
Wie hast du den Übergang vom Pro Skater zum Filmemacher geschafft?
Ich hab für ein Jahr komplett mit Skaten aufgehört und hab Fotografie-Unterricht genommen, denn ich wollte Fotograf werden. In San Francisco hab ich ein Praktikum in einem Editing Studio gemacht, was ich richtig cool fand. Ich hab einfach am Empfang gearbeitet um zu telefonieren oder Kopien zu machen, aber so hab ich Leute kennengelernt. Dann war ich Assistent eines Tierfilmers und bin mit ihm nach Alaska gegangen, hab einen Film über Bären gedreht und hab an allen möglichen Produktionen in der Bay Area gearbeitet: Musikvideos, Filme etc. Dann hab ich damit angefangen Skateboarding in 16mm zu filmen. Eines Tages hab ich Ty Evans, der bei Transworld gearbeitet hat, angerufen, woraufhin er mir ein dickes Paket mit 16mm Filmen geschickt hat. Das war richtig gut, denn zu dem Zeitpunkt hatte ich kaum Geld und ab da hatte ich tonnenweise Filmrollen, mit denen ich Skateboarding filmte, die Stadt oder Zeitrafferaufnahmen. Ich hab die Sachen rausgeschickt und sie wurden in Videos benutzt. Also hab ich angefangen noch mehr zu machen. Ich hab damals auch Sachen außerhalb von Skateboarding gemacht und dabei ist mir klar geworden, dass Skateboarding ’ne richtig gute Sache ist und ich froh sein konnte über meine Beziehungen. Als Ty Evans dann zu Girl gewechselt ist, fragte er ob ich ihm folge.
Von dir stammt der Dylan Gravis Part. Was sagst du zu seinem neuen Part?
Ich respektiere, dass er macht was er will. Denn ich glaube Skateboarder waren schon immer sehr unsicher wenn es um das Überschreiten der akzeptierten Grenzen im Skateboarding geht. Da ich jetzt älter bin und lange mit Skateboarding zu tun hatte, hab ich alle Veränderungen erlebt und immer den Mainstream gesehen, dem niemand so wirklich etwas entgegensetzten wollte. (…) Ich persönlich hätte es von der Ästhetik her anders gestaltet, aber ich respektiere die Tatsache, dass er macht was immer er will. Ich glaube das ist Skateboarding, wenn alle nur No Complies machen oder ganz bestimmte Sachen tragen, ähnlich ist es beim Videoschnitt, wo viele immer das gleiche machen, doch er hat sein eigenes Ding gemacht. Es war weit entfernt von dem was Leute gewohnt sind zu sehen… Aber keiner hatte die Eier mir zu sagen ob sie er gut fand oder nicht, da sie nichts hatten womit sie es vergleichen konnten. Im Skateboarding sollte es immer um das gehen wozu du gerade Lust hast. Das kann ein Super8 Film sein, wie Pontus es gemacht hat, oder sowas wie bei Dylan, oder das was Ty Evans macht – Filme mit viel Budget und Helikoptern. Das ist cool, jeder sollte seinen eigenen Weg pushen. Erinnerst du dich an die 90er? Jeder machte das gleiche, Cardiel und ein paar Jungs waren vielleicht anders, aber ich sah diesen Clip und dachte: „Das hätte ich nicht gemacht, aber mach was immer du willst!“ Dylan scheißt drauf, er mag es Leute zu provozieren. Er weiß, dass es zu viel ist, deshalb will er noch mehr machen. Es ist lustig, ich glaube nicht, dass er sich selbst zu ernst nimmt.
Wann kommt denn nun das Vans Video raus?
Das Datum weiß ich nicht, aber ich fang bald mit dem Editing an… Es wird nicht immer wieder verschoben.
Wie wird es veröffentlicht? DVD, Trasher Seite…?
Ganz sicher nicht auf der Trasher Seite. Ich hab nichts dagegen, aber ich mag es nicht die ganzen Videos die ganze Zeit nur im Internet zu sehen. Ich weiß, dass Leute es heutzutage gucken. Aber es wird eine ganz andere Sache. Ich will es auf iTunes veröffentlichen und ich will ein richtig schönes Buch, das man nur in Skateshops kaufen kann. Ich hab immer versucht Bücher mit DVDs zu verbinden, denn irgendwann wirst du keinen DVD-Player mehr haben, und wenn du die DVD verlierst oder nicht mehr abspielen kannst, dann hast du immer noch das Buch. Wenn ich meine DVD-Hüllen angucke, möchte ich sie weggeben, aber Bücher will ich niemals loswerden.
Das Interview im englischen Original findet sich hier.
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