Die Schlacht ist geschlagen, das Battle vorbei. Red Bull Bomb The Line 2013 hat der berühmten Berliner Baustelle einen neuen Regenten beschert. An einem der besten europäischen Streetspots hat Alec Majerus mit einer unglaublichen Line den weltweit einzigartigen Best-Line-Skate-Contest für sich entschieden. Das Prinzip von Bomb the Line bleibt das Erfolgsrezept aus dem Vorjahr: In einer Line müssen das bekannte Baustellen-Double-Set, ein Kicker-Gap und die 8er Stufen mit Rail am Fuße der Baustelle abgehakt werden. 6.000 Zuschauer feierten mit den 50 Top-Skateboardern aus der ganzen Welt am Kulturforum von Berlin ein fünfstündiges Skateboardfest, an dessen Ende Alec Majerus, Manny Santiago und Youness Amrani auf dem Podest standen und Mark Frölich als bester deutscher Starter auf Platz sechs landete.
Alec Majerus – Noseblunt
6.000 Zuschauer, hunderte Lines von 50 der besten Skater weltweit, fünf Stunden Dauerfeuer und mehr als eine große Überraschung. Nach Bomb the Line 2012 lag die Messlatte hoch, bei der zweiten Runde sollte das nächste Level erreicht werden: Noch mehr Skater, noch härtere Lines und eine Session, nach der die berühmte Berliner Baustelle erst mal Urlaub braucht. Während sich der Vorplatz des Kulturforums langsam leert, ist eines klar: Das Level ist geknackt! Und einer der besten echten Streetspots Europas hat einen neuen König.
Ich bin immer noch komplett aufgedreht – die Finals waren so dermaßen intensiv!
„Ich bin immer noch komplett aufgedreht – die Finals waren so dermaßen intensiv!“, erklärt US-Pro Manny Santiago nach dem Abpfiff der finalen Session um 18:30 Uhr. Doch nicht nur während der Finals brannte die Luft an der Baustelle. Schon während der sechs Qualifier-Heats fielen mehr Hämmer, als der Spot jemals zuvor in einer Session schlucken musste. Youness Amrani, der junge Belgier mit dem butterweichen Style, machte direkt in seinem Heat klar, dass er nicht für den Trostpreis angereist war. Hochtechnisch aber gleichzeitig super safe verhaftete der 21-Jährige aus Hasselt zwei Lines, bevor er sich mit Backside Nosegrind an der Hubba, Nollie 180 über das Kicker-Gap und schließlich Frontside Feebs endgültig sein Ticket für das Finale klar machte. Genau wie Phil Zwijsen und Nassim Guammaz steht Youness für eine neue Generation europäischer Ripper, die sich nicht ansatzweise hinter ihren amerikanischen Kollegen verstecken müssen. Phil und Nassim konnten trotz Mach-10-Skateboarding den Cut zum Finale nicht schaffen – denn so ganz kampflos wollte die Übersee-Fraktion den Europäern den Titel dann doch nicht überlassen.
Nassim Guammaz
Im dritten Heat war es vor allem Alec Majerus, dessen Skaten der Crowd im Minutentakt ein kollektives „Wow“ entlockte. Nur die wenigsten Zuschauer dürften den 18-Jährigen aus Rachester, Minnesota zuvor auf dem Schirm gehabt haben – das änderte sich spätestens mit dem ersten Frontside Nosebluntslide an der Double-Set-Hubba, mit der Alec die Line eröffnete, die ihm das Ticket ins Finale löste: Nosebluntslide an der Hubba, Hardflip über das Kicker-Gap und schließlich Nollie Frontside Feeble am 8er-Rail. Skate-Legende Arto Saari hält viel von dem jungen Flip-Amateur: „Das ist sein erster Trip nach Europa und mein erster Trip mit ihm. Und er hat mich definitiv überrascht. Er ist ein sehr ruhiger Typ, redet nicht viel, ist ein bisschen schüchtern. Niemand würde glauben, dass er ein absolutes Tier auf dem Skateboard ist.“ Zumindest niemand, der Alec noch nicht skaten gesehen hat. In Berlin kennt man seinen Namen jetzt auf jeden Fall.
Er ist ein sehr ruhiger Typ, redet nicht viel, ist ein bisschen schüchtern. Niemand würde glauben, dass er ein absolutes Tier auf dem Skateboard ist
Den Namen Manny Santiago dagegen kennt man ziemlich gut. Spätestens seit seinem dritten Platz bei der Streetleague in Barcelona im Mai ist der 27-jährige US-Amerikaner ein fester Name im Skateboardzirkus. Manny startete im sechsten und letzten Heat und landete seine Line im allerletzten Versuch: Zweimal Kickflip 50-50, einmal an der Hubba und einmal am Kicker-Rail, gekrönt von einer Nollie-Backside-Heelflip-Bombe. „Ich war schon einmal hier“, erklärt Manny seine Erfahrung mit dem Spot, „das Double-Set ist riesig! Ich hab großen Respekt für die Leute, die es skaten. Eigentlich ist das hier Willows Double-Set! Also dicken Respekt an ihn!“ Willow selbst ließ es sich natürlich nicht nehmen, die Session an „seinem“ Double-Set mitzufahren und einen seiner Signature-Varial-Heelflips ins Granit zu hämmern, hatte aber Probleme damit, alle Obstacles in einer Line mitzunehmen. Aber so lautet das Prinzip von Red Bull Bomb The Line: Nur die Line zählt. Einzeltricks – seien sie noch so hart wie beispielsweise Benjamin Garcias Backside-360-Schraubenzieher, Phil „Zwijsen Airlines“ Riesen-Ollie-Attacken oder Felipe Gustavos perfekte Frontside Flips am Doubleset – reichen nicht allein aus für einen Platz auf dem Siegertreppchen.
Ryan Decenzo
Pünktlich um 18 Uhr wurde das Finale angepfiffen. Die zehn Finalisten gaben eine halbe Stunde Vollgas für die perfekte Line. Und die Zuschauer feierten jeden Trick. „Ich hab die ganzen dreißig Minuten durchgepusht“, erklärt Alec Majerus, „und das war extrem anstrengend. Aber ich wollte meine Line immer besser und besser machen und jedes Mal noch einen draufsetzen.“ Seiner Devise blieb der Junge aus Minnesota – den Arto scherzhaft den „Silent Minnesota Killer“ nennt – absolut treu. Seine Line spricht für sich: Ein unglaublicher Frontside 180 Switch Crooks an der Hubba, ein perfekter Hardflip über das Kicker-Gap und Nollie Frontfeebs am 8er Rail. Für Publikum, Judges und die beiden MCs Andreas „Schützi“ Schützenberger und Sebi Vellrath keine Frage, dass der erste Platz an Alec Majerus gehen muss. Auch der zweite Platz geht in die USA: Manny Santiago toppte seine Line aus den Qualifier-Heats noch einmal mit Impossible Lipslide am Ende. „Ich kann überhaupt nicht glauben, dass ich den zweiten Platz gemacht habe. Ich bin superglücklich und kann es gar nicht erwarten, meinem kleinen Jungen das hier zu zeigen“, strahlt Manny, während er seine „Medaille“, ein Stück echtes Baustellen-Granit, in die Luft hält. Der dritte Platz geht an Young Gun Youness Amrani, der mit seiner Line (Nosegrind an der Hubba, Nosegrind Transfer am Kicker-Rail und Switch Feeble am 8er Rail) Bronze klarmachte und gleichzeitig europäisches Skateboarding auf dem Siegertreppchen repräsentiert. Der beste Deutsche im Finale war Mark Frölich auf Platz sechs, der im Vorjahr noch den zweiten Platz belegen konnte. Mark nimmt das sportlich: „Viele der Leute hier haben absolut gerippt und das Level war viel höher als im Vorjahr – und das ist für alle ja eine gute Sache!“
v.l.n.r. Youness Amrani, Alec Majerus, Manny Santiago
ERGEBNISSE:
1. Alec Majerus, USA | Frontside 180 Switch Crooked Grind, Hardflip, Nollie Frontside Feeble Grind
2. Manny Santiago, USA | Kickflip 50-50, Kickflip Backside 50-50, Impossible Lipslide
3. Youness Amrani, BEL | Frontside Nosegrind, Nosegrind Transfer, Switch Feeble Grind
4. Kelvin Hoefler, BRA | Kickflip Frontside Noseslide, Caballerial, Nollie Nosegrind
5. Felipe Gustavo, BRA | Switch 5-0, Switch Frontside Flip, Nollieflip
6. Mark Frölich, GER | Frontside Noseslide, Transfer to Backside Lipslide, Backside 180 Fakie Nosegrind
7. Barney Page, UK | Frontside Tailslide to fakie, Halfcab Boardslide 270, Frontside Halfcab
8. Ryan Decenzo, CAN | Frontside 180, Frontside Flip, Nollie Heelflip
9. Axel Cruysberghs, BEL | Backside 5-0, Frontside Flip, Backside 360
10. Wilko Grüning, GER
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