Stefan Marx – The Sanest Days Are Mad (Interview & Galerie)
Fast jeder Skater hat einen echten Stefan Marx Zuhause, denn seine Zeichnungen schmücken die Boxershorts von Cleptomanicx und seiner Company Lousy Livin. Aber Stefan macht noch weit mehr als nur Unterwäsche zu bemalen. Er gestaltet Konzertplakate und Plattencover, veröffentlicht Bücher mit Flugzeugbildern und malt auch auf großer Leinwand. Einen Einblick in sein Schaffen bietet aktuelle die Ausstellung „The Sanest Days Are Mad“, die am Freitag in der Kölner SSZ Sued Galerie eröffnet wurde.
„The sanest days are mad“ ist ein Zitat von Morrissey. Das fand ich eine gute Beschreibung für einen gewissen Alltagswahnsinn, in dem man sich manchmal befindet
Die Ausstellung ist in zwei Teile getrennt. Ein Teil besteht aus Bildern in schwarz-weiß, die klassisch in den Räumlichkeiten der SSZ Sued zu sehen sind, der zweite Teil allerdings befindet sich vier Stockwerke über der Galerie in einer Privatwohnung und besteht aus einem Wandgemälde. Wir haben Stefan zu seinem Konzept befragt.
Hi Stefan, ein Triptychon in der Ausstellung heißt, „The Dreams are Dead“. Wolltest du ein eher melancholisches Grundgefühl für die Ausstellung?
Das Grundgefühl der Ausstellung ist für mich ein sehr positives. Allerdings entstehen Bilder bei mir oft aus gefühlsintensiven Lagen, egal ob negativ oder positiv. „The Dreams are dead“ kann manchmal gar nicht so negativ sein, wie es auf den ersten Blick ist, das kann auch eine positive Stimmung mit sich bringen, das ist ein bisschen schwer zu beschreiben. Ich hab das mal irgendwann im Nacht-Ausgeh-Kontext gesehen. Das war eine Notiz, die ich gelesen habe und mir dann selbst notiert habe. Ich dachte, das ist so zerstörerisch auf eine Weise und wenn man es auf eine Person anwendet, eine sehr schicksalshafte Aussage.
Die können ja auch tot sein, weil sie sich erfüllt haben.
Zum Beispiel. Die Ausstellung beinhaltet auch noch eine große Inspiration von meiner Südseereise im letzten Jahr, wo ich ganz viele Zeichnungen, auch florale Zeichnungen, wie die erste Leinwand gemacht hab. Die habe ich in meinem Studio in Hamburg dann noch etwas größer für mich nachbearbeitet, also in so einer weicheren Airbrush Form. So ist nämlich auch das Wandbild. Man realisiert im Kölner Südbahnhof sozusagen so eine Regenwaldszene von eine Insel in der Südsee. Das kommentiert in einer Weise diesen europäischen „möglichst-weit-weg-Südseetraum“, ein gewisses Fernweh und alles was damit zusammenhängt.
Wie ist die Ausstellung eigentlich entstanden?
Über die Jahre hinweg hab ich die Arbeit von Alexander (Basile) beobachtet und wir kennen uns schon lange über Skateboarding. Ich fand es total spannend, dass er in Köln so einen Raum aufgemacht hat, was heutzutage im Kunst Kontext immer seltener wird, so Off-Orte zu betreiben. Ich finde in einer Stadt an Off-Orten immer die schönsten Sachen, auch im Kunstbetrieb. Dann haben wir uns mal getroffen und er hat mich gefragt, ob ich nicht eine Ausstellung machen möchte. Dann kam es dazu, dass eine Nachbarin, die eigentlich so gar keinen Kunsthintergrund hat, Alexander immer mal gefragt hat: „Hey, ihr macht doch was mit Künstlern, ich hab oben auch noch weiße Wände, kannst du bei mir auch was machen?“ So Kölner Nachbarschaftstalk halt. Alexander hatte das im Hinterkopf, dass man mal eine Ausstellung machen könnte, die den Ausstellungsbereich im gleichen Gebäude nach oben hin ausweitet, wie so ein Satellitenraum des SSZ Süd im vierten Stock. Wo quasi die Galeriewand nach oben hin zur Wohnungswand verlängert wird. Alexander hat mich dann gefragt, ob es für mich eine Möglichkeit wäre oder ob ich eine Idee dazu hätte. Ich hab mir gedacht, „Ok, warum nicht“, ein Wandbild zu machen find ich gut, auch weil es Bezug nimmt auf die Ausstellung, die unten stattfindet. Dann habe ich in der Woche tagsüber ein Wandbild in ihrer Wohnung realisiert.
War die Nachbarin dabei als du gemalt hast?
Ne, sie hat mir einen Tee gemacht und hat dann aber auch gesagt: „Ich geh mal lieber, ich lass dich lieber allein, ich störe hier bestimmt nur.“ Die ist auch sehr vorsichtig und man muss natürlich den Raum, den sie da hat, respektieren. Der Respekt, den ich ihr entgegengebracht habe, war sehr groß, weil man in so einem privaten, intimen Raum arbeitet. Das war ihr Wohnzimmer und da will man nicht großartig stören, aber will auch was geben, aber man nimmt natürlich auch was.
War es seltsam bei ihr zu arbeiten?
Der erste Kontakt, den ich mit Alexander bei ihr oben hatte, war erstmal so ein bisschen schräg auf irgendeine Weise. Aber auch direkt sehr sympathisch, man hatte gleich so ‘ne gute Ebene, auf der man das realisieren kann.
Das Grundgefühl der Ausstellung ist für mich ein sehr positives. Allerdings entstehen Bilder bei mir oft aus gefühlsintensiven Lagen, egal ob negativ oder positiv