Phil Zwijsen Interview
Als wir Phil Zwijsen beim Helsinki Hookup getroffen haben, war er gerade ein paar Tage zurück von einem Trip durch die Mongolei und quasi auf dem Sprung zu einem Ashes Trip, bevor er dann einen Monat in Berlin filmen gehen wird. Vollzeitskaten kann also durchaus für einen vollen Terminkalender sorgen – auch in Europa. Wir haben mit Phil darüber gesprochen.
Hi Phil, ich hab gehört du kommst quasi direkt von einem Mongolei-Trip hierher zum Helsinki Hookup. Wie kam’s dazu?
Vor zehn Jahren waren einige Carhartt Fahrer schon mal da, und haben dort eine Doku gemacht. Und jetzt sind wir zehn Jahre später wieder hingefahren, um zu sehen, was sich in der Zwischenzeit so verändert hat. Es war sozusagen ein Jubiläumstrip. Wir haben uns mit Locals getroffen, um sie kennen zu lernen. Dann sind wir zum Trip durch die Mongolei gestartet, aber das ist nicht so einfach,
weil die Straßen richtig schlecht sind. Dementsprechend ist es schwierig schnell vorwärts zu kommen, auch weil das Land dazu noch so groß ist. Obwohl wir jetzt nicht so extrem weit gefahren sind, hat es sich wie eine extrem lange Reise angefühlt, weil man für 100 km Fahrt locker fünf Stunden braucht. Im Grunde haben wir aber das Gleiche gemacht wie die Jungs vor zehn Jahren und es wird wieder eine Doku und ein Buch geben. Ich bin schon sehr gespannt drauf, wie das aussieht.
In der Hauptstadt Ulaanbaatar gab es viele wirklich gute Spots, die auch noch nie zuvor geskatet wurden
Und wie war Skaten in der Mongolei?
Auf jeden Fall sehr interessant, aber bei den Spots hat man ganz klar Unterschiede gemerkt. Die sind schon ziemlich rau, aber in der Hauptstadt Ulaanbaatar gab es viele wirklich gute Spots, die auch noch nie zuvor geskatet wurden. Das Coole daran ist, dass du weißt, dass du alles machen kannst, weil dort noch niemand vor dir war. In anderen Städten gabe es nicht so viele Spots, aber es hat Spaß gemacht die Locals zu treffen. Wir haben sogar ein paar Tage in so einem traditionellen Zelt übernachtet. Ich fand es auch gut das echte Leben zu sehen und nicht nur zu skaten. Wir haben also was vom Land gesehen und konnten trotzdem viel Skaten, das war eine richtig coole Mischung.
Ihr hattet ja einen Skater aus Japan dabei, der ein bisschen Pech hatte.
Ja, Deshi. Der sprach so gut wie kein Englisch und hat dann auch noch sein Telefon verloren, d.h. er konnte sich mit überhaupt niemanden mehr in seiner Sprache unterhalten und hat zwei Wochen quasi nur mit Handzeichen kommuniziert. Aber er schien Spaß zu haben, er hat immer gelächelt und ist hart geskatet. Es war cool, dass er dabei war, ich mag ihn.
Wer war noch mit auf dem Trip?
Sylvain Tognelli, Josef Biais, Jerome Campbell und Igor Fradin. Dann hatten wir noch einen Skate- und einen Landschaftsfotografen, einen Filmer und Seb Carayol, der das Buch schreiben wird.
Und jetzt kommt die Ashes Tour, oder? Du bis scheinbar ständig auf Tour.
Ja, dieses Jahr ging es von Trip zu Trip zu Trip zu Trip, aber es hat Spaß gemacht.
Du hast viele große Sponsoren und kannst als einer von wenigen Europäern von Skateboarding leben, wie ist es Full-Time zu skaten?
Es ist wirklich gut zur Zeit. Es hat sich nichts geändert, außer, dass ich nicht mehr arbeiten muss. Ich bin richtig glücklich, so gute Sponsoren zu haben, die mich supporten, sodass ich nicht arbeiten muss und so viel reisen kann wie ich will.
Also ist dein Kalender gut gefüllt?
Ja, es sind schon viele Touren dieses Jahr. Mit Element gibt es zum Beispiel Trips und mit Nike auch. Ich fahr ja jetzt für Nike, deshalb wird es da natürlich Touren und Contests geben. Es stehen noch einige Trips an, von Ashes und Carhartt kommt jetzt auch noch. Es sind viele Companies, die auch immer viel unterwegs sind, das Jahr ist größtenteils schon verplant.
Du hattest gerade eine Part online, der ziemlich gefeiert wurde. Wie zufrieden bist du selbst damit?
Ja, ich bin richtig glücklich mit dem Ergebnis. Was ich vor allem wirklich gut finde ist, dass Bertrand Trichet, der Teammanager von Carhartt, mir sehr geholfen hat. Teilweise gab es Trips, auf denen ich fast nicht geskated bin. Aber er war immer entspannt und hat gesagt „Take it easy “. Es ist viel Wert, so jemanden zu haben. Paul Labbadie natürlich auch, der Filmer. Er ist schon lange mein Freund, also ist es cool mit ihm zu filmen und er hat sein Ding richtig gut gemacht.
Und wie geht Lucas Fiederlings Video “Where We Come From“ voran?
Wir waren Ende letzten Jahres in Marokko und Anfang diesen Jahres direkt in Griechenland. Bisher hab ich nur vier Touren dafür gemacht, also ist noch einiges zu tun. Ich bin jetzt einen Monat in Berlin, um mit Lucas für das Projekt zu filmen. Die Parts sehen jetzt schon echt gut aus, ich hab da schon krasse Footage gesehen. Die Messlatte wird ganz schön hoch gelegt, weil alle wirklich unglaublich gute Skater sind. Ich hab mich gefreut, dass Lucas mich gefragt hat in dem Video dabei zu sein.
Du hast ja erzählt, dass du jetzt für Nike fährst. Ich war ehrlich gesagt überrascht, dich in Nikes zu sehen, weil du ja lange auf Vans warst. Warum bist du gewechselt?
Ich weiß nicht, es waren verschiedene Gründe, aber der Hauptgrund war vermutlich die Möglichkeiten, die sie mir bieten. Sie helfen mir in vielen Dingen und ich glaube, dass wir in Zukunft viel zusammen machen können und es war Zeit etwas zu verändern. Es hat sich richtig angefühlt, das zu machen, also nichts gegen Vans, ich mag die ganzen Leute, das sind alles meine Freunde und das hat sich nicht verändert, seit ich gewechselt bin. Ich hab immer noch Kontakt mit denen, aber ich wollte was Neues ausprobieren und ich hatte damit ein gutes Gefühl.
Durch Leute wie Willow, Youness oder Lucas zeigt sich ja, dass die Amis offensichtlich bemerkt haben, dass es hier einige gute Skater gibt
Du sagst, dass die Möglichkeiten bei Nike besser sind. Denkst du darüber nach mehr in den Staaten zu machen oder worauf beziehst du das und kommt es dir immer noch so vor, dass es einen Unterschied zwischen europäischen und amerikansichen Pros gibt, oder ist das mittlerweile auf dem gleichen Level?
Die meisten großen Boardcompanies sind halt in Amerika, aber viele Europäer sind da auch Pro. Es ist schon das Gleiche. In manchen Fällen ist möglicherweise das Niveau anders, aber ich finde, dass viele Europäer auf dem gleichen Level sind wie die Amis. Da seh ich keinen großen Unterschied – der große Markt ist natürlich da drüben. Ich glaube alle amerikanischen Companies haben ihre Pros und es ist nicht einfach für einen Europäer das auch zu schaffen, außer man zieht dort hin, was nicht für jeden so leicht ist. Einfach alles stehen und liegen lassen und da hin gehen. Dieses Jahr war ich schon drüben und ich mag es wirklich, aber mir gefällt es allgemein die Welt zu bereisen. Ich werde einfach so weitermachen wie bisher und einfach gucken was passiert. Ich muss jetzt nicht dort hin ziehen, ich reise ja eh ständig durch die ganze Welt. Ich würde da auch noch 100 Mal hinfliegen wenn ich müsste, ich unternehme allerdings auch gerne Trips woanders hin und weiß nicht wirklich was der Unterschied sein soll. Skater wie Willow, Lucas Puig oder Youness (Amrani) sind auf dem gleichen Level und sie sind auch Pro auf amerikanischen Companies, aber sie leben nicht da. Klar ist dort das Zentrum, ich glaube jedoch da verändert sich gerade viel. Es gibt mehr europäische Pros, was ja auch normal ist. Überall auf der Welt gibt es Skater, es macht keinen Unterschied ob du aus Australien, Amerika oder Europa kommst, für mich ist das alles das Gleiche. Aber offensichtlich gibt es einen Unterschied, so ist es einfach zur Zeit noch.
Glaubst du die amerikanischen Firmen haben das bemerkt, dass sie sich mehr auf Europa konzentrieren sollten? Also, dass sie mehr machen müssen, als nur mit den Teams her zu kommen, an den Spots zu filmen und wieder abzuhauen?
Ja, durch Leute wie Willow, Youness oder Lucas zeigt sich ja, dass die Amis offensichtlich bemerkt haben, dass es hier einige gute Skater gibt und der Markt ziemlich groß ist. Es gibt hier ja auch viele große Events und viele Touren gehen nach Europa. Also haben sie es mit Sicherheit bemerkt.
Was ist bei dir jetzt konkret als nächstes auf der Liste? Irgendwas mit Nike geplant?
Zur Zeit nicht wirklich, weil viele andere Dinge anstehen, die schon geplant waren, bevor ich auf Nike kam. Zum Beispiel Lucas’ Video Projekt und dann hab ich noch einen Part mit einem Freund für einen Skateshop gefilmt, der wird so in ein bis zwei Monaten erscheinen. Dann noch der Carhartt Trip und der Ashes Trip und es kommen noch einige Trips dazu. Danach wird bestimmt mehr mit Nike gestartet.
Und was geht bei Ashes?
„It’s blowing up!“ Paul (Labbadie) und Steve (Forstner) machen einen super Job und die kleine Griptape Company wächst. Jeder findet die Sache richtig gut, die Skater feiern das alle und kommen mit auf Tour. Das sind dann nicht wirklich Touren wie sonst, für nur eine Company, sondern jeder ist dabei. Es sind ja unterschiedlichste Skater im Team und die kommen alle mit.
Also mehr so eine familiäre Sache.
Ja, weil jeder jeden kennt und es ist halt unkompliziert. Es ist mehr so „Hey, willst du mit auf Tour kommen? Have fun!“. Es geht eher um Spaß als um krasse Missionen. Natürlich wollen die auch Videos und so machen, aber es sind mehr Freunde, die skaten gehen und filmen. Das ist echt cool, ich mag das.