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Patrick Zentgraf Interview – Der Erfolg liegt auf der Straße

Im September 2013 hatte Paddy innerhalb unserer New Wave Issue seinen ersten größeren Auftritt in einem Skateboardmagazin. Und die Premiere hätte kaum besser laufen können. Die drei Tricks, die er uns präsentierte, kamen in einer deutlichen, vollkommen schlüssigen Sprache und die einleitenden Worte von Florentin Marfaing waren von einer Überzeugung geprägt, die sicherlich viele Leser zweimal hingucken ließ. Nun ist ein gutes Jahr vergangen und man kann sagen, dass Flo mit jedem Wort Recht hatte. Paddy ist am Start, und das nicht nur mit unglaublichem Talent, sondern einem sehr guten Charakter und einer Professionalität, die unter 22-jährigen seines gleichen sucht. Auch wir würden uns nicht wundern, „wenn ein Typ wie Paddy mal zu den Großen aus Europa gehören kann.“ Liebe Boardsponsoren, ihr solltet jetzt gut aufpassen!

Hi Paddy. Gib denen, die unsere New Wave Issue nicht gelesen haben, bitte noch mal ein kleines Intro.
Alles klar. Ich habe angolanische Wurzeln, werde bald 22 und bin vor acht Jahren mit meiner Mama aus Arnstadt in der ehemaligen DDR nach Krefeld gezogen. Ich skate mittlerweile seit neun Jahren und hoffe, dass es noch lange geht.

Du scheinst Krefeld ziemlich verbunden zu sein. Warum?
Als ich damals hingezogen bin, habe ich angefangen zu skaten und die ganzen OGs Jan Meusen, Maroc und Tom zum Beispiel, haben mich direkt unterstützt. Und die Freundschaft hält bis heute. Außerdem finde ich das Leben in Krefeld schön, weil es einen guten Vibe hat und so viele Kulturen zusammentreffen, was ja damals für mich Neuland war. In der DDR war ich der Einzige, der anders aussah, deswegen wurde ich des Öfteren diskriminiert und als ich dann in den Westen gezogen bin, war es eine freie Welt, wo alle ethnischen Gruppen aufeinander getroffen sind.

Was musstest du dir damals anhören?
Zum Beispiel wurden Neger-Witze in meiner Gegenwart gemacht und wenn im Kindergarten „Wer hat Angst vor’m schwarzen Mann?“ gespielt wurde, sind immer alle vor mir weggerannt, obwohl ich gar nichts gemacht hab und so was. Diese dumme Scheiße halt, weißte?

Es gab schon Stress, weil manche Leute denken, sie wären es und dann muss man denen erst mal Tacheles beibringen

Ab wann hast du gecheckt, was dahinter steckt?
So richtig erst als ich zwölf wurde, dann war es schon scheiße, wenn du immer das Wort „Neger, Neger“ gehört hast. Jetzt wäre es nicht mehr so schlimm, weil ich erwachsen bin und damit umgehen kann, aber als heranwachsender Jugendlicher ist das ein bisschen anders.

Ich hab mir sagen lassen, dass es trotzdem in Krefeld manchmal Stress gegeben hat. Stimmt das?
Es gab schon Stress, weil manche Leute denken, sie wären es und dann muss man denen erst mal Tacheles beibringen. [lacht] Aber das hatte nichts mit Rassismus zu tun. In Krefeld leben halt 80% Muslime. Da die meistens in Gruppen unter sich sind, pfeifen die dich manchmal an, wenn man durch die Straßen geht. Dann musst du halt gucken, entweder du lässt dich drauf ein oder du gehst weiter. Mittlerweile ist man aber eher mit allen Türken down und grüßt die meisten. Ich bin halt auf ’ne Schule gekommen, wo echt nur Moslems waren und ich wusste nichts über Moslems. Dann haben die mir das so langsam beigebracht, was Islam bedeutet. Und dann hat man sich auch immer mehr mit den Leuten angefreundet, die andere Religionen haben. Und jetzt besteht mein halber Freundeskreis in Krefeld aus türkischen Leuten. Aber Coole, keine Gangster, die Scheiße bauen.

Du bist auch gerade in New York und insgesamt schon was länger unterwegs. Erzähl mal was so abging in letzter Zeit.
Auf der Bright hat mich Torsten gefragt, ob ich Lust hätte, mit nach Amerika zu kommen, aber ich war am Anfang skeptisch, weil ich nicht wusste, ob ich schon gut genug bin. Dann haben alle meine Freunde gesagt, „Mach das auf jeden Fall“, weil es gut für meine Entwicklung sein wird. Ich hab Torsten angerufen und gefragt, was wäre, wenn ich mich verletzte oder keine Tricks stehe, weil der Trip ja finanziert wird. Und er meinte, „Paddy, geh einfach Skaten, du machst das.“ Und es hat geklappt. Ich bin nicht verletzt und hab einen Clip fertig, der zeigt wie es für mich war, zum ersten Mal in Amerika zu sein plus drei Minuten straight skaten. Ich hab auch meinen Adidas-Clip fertig und ich kann jetzt noch zwei Tricks oder so für Vladis Clip filmen. Morgen fliege ich nach Hause und dann war es wirklich ein sehr erfolgreicher Monat. Wir waren in Boston, New Hampshire, Philadelphia und in New York. Wir haben echt viel im Auto gesessen, aber das Verhältnis hat total gestimmt und es hat Spaß gemacht. Ich hab echt noch nie in meinem Leben in so kurzer Zeit so viel gefilmt.

Was konntest du von dem Trip mitnehmen?
Vieles. Ich habe zum Beispiel gelernt, dass man sich über jeden Menschen immer sein eigenes Bild machen sollte, weil es oft besser ist als das, was man erzählt bekommt. Man lernt natürlich ’ne neue Kultur kennen und verbessert sein Englisch nebenbei. Man trifft neue Leute und lernt noch einmal, „Geh viel Streetskaten.“ Immer Street, Street, Street. Und versuch immer ’ne coole Crew zu catchen. Ich hab gelernt, dass man immer auf dem Boden bleiben sollte – scheiß egal, wie gut man ist. Wir waren zum Beispiel mit Nestor Judkins skaten und der war immer so cool zu den anderen. Ich hab’ gemerkt, dass wir in Deutschland meiner Meinung nach eine viel angenehmere Szene haben. Die Leute sagen immer „Hallo“ und entschuldigen sich, wenn sie snaken. In Amerika war das ein bisschen anders. Die werden halt manchmal eher aggressiv, anstatt „Sorry“ zu sagen. Die denken halt, die wären es, weil sie ab und zu mal mit ’nem Westgate skaten oder so, aber es sind auch nur ganz normale Skater. Es ist scheiß egal, ob du mit ’nem Kid oder Pro skaten gehst. Es geht immer um Spaß und nicht um das, was man verkörpern will.

Das komplette Interview findet ihr in unserer aktuellen Ausgabe.

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