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Chris Pfanner Interview – Es geht um Skateboarding. Mehr nicht.

Seitdem er 2007 von Yama zu Antihero gewechselt ist, kennt man den Namen Chris Pfanner fast auf der ganzen Welt, und den wenigen, die von Chris nicht viel mehr als seinen Namen wissen, braucht man nur zwei Informationen an die Hand geben, damit sie ihn als Skater und Person einordnen können. Da wäre zum Beispiel zu erwähnen, dass Chris Teil des Vans US Teams ist und sich somit in einer illustren Reihe von Menschen wie Tony Alva, Ray Barbee, Steve Caballero, Geoff Rowley, Anthony Van Engelen und Elijah Berle wiederfindet, was schlichtweg nicht weniger bedeutet, als dass er in Amerika ein vollends respektierter Pro ist. Desweiteren wurde er von Julien Stranger persönlich auserkoren und ist somit seit fast acht Jahren Teil der Antihero Familie um John Cardiel, was vielleicht die noch größere Ehre darstellt und viel über Chris' Charakter aussagt. Wir haben ihn im Dezember wie immer bestens gelaunt angetroffen und mit ihm über sein Leben in Nürnberg als US Pro und Familienvater, das gerade erschienene Antihero Video und den schon seit Jahrzehnten erhofften Vans Blockbuster gesprochen.

Für das Vans Video filmt ihr ja schon ne ganze Weile und vor ein paar Tagen ist relativ plötzlich das Antihero Video „Unknown Destination“ online gegangen. Kann man die Bedeutung der beiden Videos vergleichen?
Die Entstehung des Antihero Videos ist blitzschnell passiert. Bevor ein großes Video rauskommt, wird meistens fünf Jahre die Werbetrommel angekurbelt und man kreiert einen mega Hype. Julien wollte gegen diesen Strom schwimmen und meinte, „Jungs, wir haben die letzten zwei Jahre ein bisschen Footage angesammelt. Wir hauen das einfach raus“. Das Vans Video hat sehr viel Zeit gebraucht, aber glücklicherweise bin ich zu Spots gekommen, die ich gerne geskatet bin. Da hat sich viel Footage angesammelt, die ich auch für das Antihero Video hergeben konnte. Für mich ist nicht ein Video wichtiger als das andere, das sind beides meine Sponsoren und die unterstützen mich auch, was mir diesen Lifestyle ermöglicht, wofür ich sehr dankbar bin. Da investiere ich genau so viel Schweiß und Blut für das Antihero Video, wie für das Vans Video oder das Volcom Video.

Man konnte bei „Unknown Destination“ auf jeden Fall sehen, dass es eine spontane Produktion war. Der Vibe kommt perfekt rüber.
Ja, ich finde es hat den Nagel genau auf den Kopf getroffen. Ich bin so froh, ich hab so viele Kommentare und gutes Feedback darüber gehört, weil es die Leute einfach stoked. Ich hab von vielen Leuten gelesen, dass die einfach Bock kriegen, in einen Van einzusteigen, Zelte einzupacken, loszugehen und mal zu schauen, wo es einen hinführt.

Wenn meine Jungs niemandem wehtun oder beleidigen, dann sollen die einfach eine Gaudi haben

Obwohl es so eine alte Sache ist, ist es anscheinend wieder inspirierend.
Ja, weil die ganzen Superproduktionen und das Marketing dahinter alles überblenden. Man vergisst dann den Ursprung, wie es früher mal war. Es ist auch mal schön, dass man die Leute dran erinnert, dass es trotz der ganzen Verflechtungen und Kooperationen dahinter, nur um euch, euer Skateboard und wo es einen hinführt, geht.

Bist du traurig, dass du bei den Trips nicht dabei sein konntest, wenn du das Video siehst?
Ja, es war immer schwer, wenn die Jungs mich angerufen haben, dass sie den Van wieder vollpacken und gefragt haben, ob ich Bock habe mitzufahren. Natürlich wäre ich immer gerne gefahren, aber ich hab’ jetzt auch andere Prioritäten in meinem Leben. Ich kann meine Familie nicht immer stehen lassen, nur um dem hinterher zu jagen, was für mich wichtig ist.

Wenn man sich „Unknown Destination“ anschaut, fallen auch die Charaktere im Team auf. Man sieht einen Haufen Badasses im Van, Pistolen im Wald, Bierdosen, Tattoos und natürlich Andy Roy und Frank Gerwer nicht zu vergessen. Wie gut passt der verantwortungsvolle Familienvater Chris Pfanner da rein?
Das ist das, was ich bin und ich stehe voll und ganz dahinter. Vielleicht bin ich nicht so ein harter Hund wie Andy Roy oder scheiß komplett drauf, wie Frank, weil ich eine Familie daheim habe, für die ich da sein möchte. Aber Yama Skateboards, für die ich vorher gefahren bin, ist dasselbe. Und das, was man im Video sieht, ist halt das, was passiert, wenn wir alle zusammen unterwegs sind. Wenn wir nach Hause kehren, haben wir wieder unsere Verantwortung. Im Video sieht man das nicht und denkt, dass die jeden Tag so leben, aber es ist nur das, was unterwegs passiert. Da ist ja auch nichts Falsches dran, man hat mal eine Gaudi und trinkt ein paar Bier, das ist eine schöne Sache. Man muss nicht immer alles todernst sehen, wir haben genug Ernst im Leben und man muss auch mal einen Break dazwischen haben. Ich weiß nicht, ob die Leute denken, dass das abartig oder verantwortungslos ist. Aber wenn man mal die Möglichkeit hat, auf einen Schießstand zu gehen und ein Gewehr abzuballern oder wenn man am Lagerfeuer mit ein paar Bier liegt, wer macht das nicht gerne? Wenn meine Jungs niemandem wehtun oder beleidigen, dann sollen die einfach eine Gaudi haben. Wenn mein Junge aufwächst und fragt, was ich da eigentlich so gemacht hab’, dann muss ich das nicht vor ihm verstecken. Ich steh voll und ganz dahinter.

Wie kam damals der Wechsel von Yama zu Antihero eigentlich zustande?
Ich hab’ vorher immer ein paar Sachen von Deluxe, dem Vertrieb von Antihero bekommen. Dann war ich in Barcelona und da ist es in die Wege geleitet worden, dass ich in das Vans US Team komme, da haben die das ganze Team nach Barcelona geschickt – das war 2007. Da ist dann der Julien Stranger auch dabei gewesen und wir haben uns am Macba zum ersten Mal getroffen. Er hat sich einfach als Julien vorgestellt und so verballert, wie ich in diesen Jahren war, hab ich mir nichts dabei gedacht. Er war ein cooler Typ und wir haben einfach abgehangen. Dann meinte er, ob wir skaten gehen wollen und dann haben wir ’ne Woche zusammen abgehangen und geskatet. Und als er aus Barcelona wieder abgehauen ist, bin ich erst darauf gekommen, dass das echt Julien Stranger war. Ich hab’ mir nichts dabei gedacht und einfach eine gute Zeit mit ihm gehabt. Danach ist er zurück nach San Francisco geflogen und dann ist die E-Mail von ihm gekommen, dass er mich gern im Team hätte. Naja, wenn der Julien Stranger dich fragt und der John Cardiel voll und ganz dahinter steht und die Leute im Team nichts dagegen haben, was besseres kann dir eigentlich gar nicht passieren.

Mucki hat gesagt: „Ja, passt. In dem Fall bist du gefeuert. Zwei Kisten Bier sind die Ablöse.“

Kurz darauf bin ich nach San Francisco geflogen, da ist die Anja auch mitgefahren und eins hat zum anderen geführt. Aber der Mukki hat mich dahin gebracht, wo ich zu dem Zeitpunkt war und Loyalität ist eine wichtige Sache für mich. Dann hab ich ihm gesagt, wie es aussieht und er hat gesagt: „Ja, passt. In dem Fall bist du gefeuert. Zwei Kisten Bier sind die Ablöse und ich hoffe sie sind zufrieden mit dem Tauschgeschäft.“ Die zwei Kisten wurden aber immer noch nicht bezahlt, glaube ich, da muss ich Julien mal drauf ansprechen (lacht). Aber im Mai wird sich die Gelegenheit ergeben, da kommen die Jungs und wir werden alle durch Österreich fahren. Da werde ich den Julien mal drauf aufmerksam machen, dass die Transaktion noch nicht stattgefunden hat.

Im Antihero Video kann man auf jeden Fall sehen, dass die Spots trotz deiner Vaterschaft nicht kleiner geworden sind.
Wenn du immer an Verletzungen denkst, brauchst du nicht mehr aus dem Haus gehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass du auf der Straße überfahren wirst, ist viel größer, als sich beim Skaten hinzulegen.

Mag sein, aber du skatest auch nicht Spots wie jeder andere…
Man muss auf sein inneres Gefühl hören. Manchmal gehe ich auch auf einen Skatetrip, wo kein Spot dabei ist, der mich anspricht. Manchmal stehst du vor einem Spot und er flüstert dir zu: „Druff da!“ Ich bin auch süchtig danach, wenn ich das nicht habe, dann fehlt was, das ist wie die Luft zum Atmen. Es gibt manchmal Slams, die gehören dazu und die musst du auch einkalkulieren. Klopf auf Holz, soweit läuft alles gut, ich weiß nicht, warum sich das ändern sollte. Wenn man das Rail, ganz weit weg, anvisiert und dann schnell drauf zufährt, dann schaut man, dass man da alles richtig macht. Man muss das natürlich einschätzen können und fit genug sein, dass man so was auch wegstecken kann. Man kann nicht einfach aufstehen und sich aufs Rail hauen, der Körper muss schon konditioniert sein.

Spielt das Thema Angst eine Rolle bei dir?
Man muss zwischen Angst und Respekt unterscheiden. Wenn du etwas siehst und es dir vorstellen kannst, aber trotzdem Respekt davor hast, kannst du dich irgendwie dahin arbeiten, dass du deine Bedenken überwindest. Das ist ja auch das Schöne dabei. Es kann sein, dass du den gleichen Trick an verschiedenen Spots machst und bei einem ist irgendein sketchy Element dabei, eine Stange, die rausguckt oder so, wo du weißt, dass du echt aufpassen musst. Du weißt aber, dass es möglich ist. Sobald Angst ins Spiel kommt, zieht man besser gleich den Schwanz ein. Sobald Angst mit rein kommt, hat man Zweifel und darauf muss man hören. Das hab’ ich über die Jahre gelernt, ich hab’ mir ja auch schon ziemlich wehgetan.

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