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„Art on Board“ Ausstellung – Interviews & Clip

http://mpora.com/videos/AAdh4w0ddwdz

Skateboarding verbindet man nicht unbedingt gleich mit dem niederbayerischen Hinterland und auch Museen werden von Skatern oft nur besucht, wenn sich gute Curbs davor befinden. Umso erstaunlicher ist es, dass aktuell im Stadtmuseum Deggendorf eine Ausstellung von Decks zu sehen ist. Der Skateboard Sammler Herwig Zmölnig stellt noch bis 04. August seine liebsten Bretter aus. Wir haben uns mit ihm und dem Kurator der Ausstellung über die Sammelleidenschaft und Skateboarding im Bayern der 70er Jahre unterhalten.

Herwig Zmölnig

Herwig Zmölnig

Hallo Herwig, du bist bald 51, wie lange skatest du schon?
Also hundertprozentig weiß ich es seit 1976. Es könnte auch durchaus davor gewesen sein, aber da bin ich mir nicht sicher.

Das heißt du bist einer der ersten Skateboarder Deutschlands.
Tja, Mitte der 70er Jahre wird das losgegangen sein. Es gab in einem Münchner Sportkaufhaus eine richtige Skateboard Abteilung, aber sonst gab es nichts.

Und wie bist du in Niederbayern zum skaten gekommen?
Ich hab irgendwo wahrscheinlich im Fernsehen was gesehen, mit diesen zusammengenagelten Brettern. Weil wir genau das kopiert haben, also einer meiner Brüder und ich. Wir haben dann so rechteckige Holzbretter genommen und haben da auseinandergesägte Rollschuhe drauf genagelt. Die Dinger hatten noch Eisenrollen. Der nächste Step war dann das Deutsche Skateboard Magazin, so glaub ich hieß das. Da hab ich ein Board gesehen, das hat mir dann meine Mutter, in diesem Geschäft in München gekauft. Das hat 1977 300 DM gekostet, das war richtig viel Kohle. Santa Cruz Fiveply mit Bennett Achsen und OJ Wheels. Damit bin ich damals zu den Pfanni Hills raus nach Neuperlach.

Und seit damals bist du aktiv?
Ja, es gab kurze Unterbrechungen, aber ich hab immer ganz schnell wieder zurück gefunden. Skateboard fahren hat mich nie verlassen.

Es gibt da so Geschichten, dass Lagerhallen mit Brettern gefunden wurden. Das ist dann halt in die Sammler-Szene rein getropft.

Was machst du eigentlich beruflich?
Ich bin Maschinenbauer, hab aber früher auch fünf Jahre einen Shop betrieben und einen Skatepark in Plattling. Da haben wir dann Ed Templeton, Kris Markovich, Jeremy Wray, Ethan Fowler, Darren Navarette und Tim Brauch hier geholt.

In der Halle war doch auch mal COS Cup, oder?
Ja, Ralf Middendorf hat da extra eine Miniramp per Anhänger runter gefahren. Und dann war da über ein Wochenende COS Cup und das Nachbardorf wurde verwüstet, mit Graffiti vollgesprüht und so.

Und wie bist du dann zum Sammeln gekommen?
Das kann ich nicht so richtig sagen. Ich hab halt Bretter aufgehoben. Aber das ich jetzt Boards so explizit jage, das ist noch nicht so lange her. Da habe ich halt so eine gewisse Manie entwickelt. Ich habe gerade zu den Besuchern gesagt: Ich kompensiere. Wie ich früher meine ersten Boards hatte und ich die ersten Slides gemacht hab und Macken in die Boards kamen tat mir das schon immer Leid. Mein Standardspruch ist jetzt: Hätte ich mir mal früher zwei Boards gekauft, eins zum fahren und das andere zum aufbewahren. Und dann bin ich über einen Neuseeländer zum Sammeln gekommen. Der hat ein Bild gefunden von einem Brett im Internet, das mir zuzuordnen war. Er hat mich gefragt, ob ich das hergeben würde und das hat mich so fasziniert, dass mich jemand anspricht wegen einem Brett was bei mir in der Kommode seit über 25 Jahren rum liegt. Ich hab dann meinen ersten Bretttausch mit dem gemacht.

Das Sammeln läuft dann hauptsächlich über Internet-Börsen, oder?
Ja, es gibt grundsätzlich zwei große Foren, in denen sich Sammler vereinigen. Einmal Skull and Bones Skateboards und dann gib es noch Bulldog Skates. Bulldog ist von der Orientierung schwerpunktmäßig 1970/80, Skull and Bones Skateboards ist eher für die Jungs die etwas später dazu gekommen sind. Da werden viele Infos getauscht, viel über Details, viel über Technik gesproche, viel Historie. Beide Foren sind richtige Universen, weil da ist einfach so viel Know How, das kannst du gar nicht aus einem Magazin herausholen. Dort ist auch viel Industrie vertreten und ehemalige Pros wie Steve Caballero, Steve Alba, Fotografen wie Mofo usw. Also die Jungs sind alle da, die sind zwar nicht so aktiv aber du kannst sie kontaktieren. Der Goon ist der Grafiker, der zurzeit die Grafiken von Santa Cruz macht. Der ist drin und der ist richtig aktiv.

Die Sammler-Szene ist aber auch erst in den letzten Jahren ein bisschen gewachsen.
Losgegangen ist das ungefähr vor 10 Jahren. Es gibt da so Geschichten, dass Lagerhallen mit Brettern gefunden wurden. Das ist dann halt in die Sammler-Szene rein getropft.

Und diese Sammler-Szene ist bestimmt auch so eine eingeschworene Gemeinschaft.
Ja, man kennt sich sehr gut. Es ist viel Austausch da und man kennt sich.

Wie viele Bretter hast du ungefähr?
Zwischen 300 und 350 Bretter. Hab ich bis jetzt.

Was ist dein größter Schatz, dein Lieblingsbrett?
Claus Grabke Powell-Peralta 84, schwarz, in einem super Zustand. Das ist mein Centerpiece. Das ist ein gefahrenes Brett, aber das ist halt eins das es nur in einer ganz geringen Stückzahl von weniger als 50 Stück gefertigt worden, von denen nur 13 nach Deutschland kamen. Und davon hab ich eigentlich jetzt 2, aber am Zweiten ist ein bisschen dran rummanipuliert worden.

Was ist dein wertvollstes Brett oder was war das Meiste was du für ein Brett bezahlt hast?
Der Wert stellt sich bei solchen Sammlersachen immer über denjenigen dar, der bereit ist einen Preis zu bezahlen. Man kann das nicht so sagen, aber es kristallisieren sich schon so ein paar Hausnummern heraus. Also wenn ich etwas kaufe gebe ich es nicht so schnell wieder her.

Verkauft wird keins?
Ich würde eher tauschen. Wenn da jetzt eins für 500 Dollar steht, aber ich habe mir vorgenommen denn Belag für meine Rampe zu erneuern, dann warte ich lieber. Ich würde niemals drei Stück verkaufen um eins zu bekommen. Das taucht ja wieder auf.

Ich hab eine semi-manische Art entwickelt. Ich fahre kein Auto mehr und ich kann es auch schon mal zehn Tage ohne Essen aushalten.

Du hast gerade von einer Rampe gesprochen…
Ja. Ich habe eine eigene Minirampe im Garten stehen. Und eine unvollendete Halfpipe, weil das ganze Geld für die Bretter hinausgeht.

Bist du eigentlich verheiratet?
Nein. Ich bin Single. Du kannst, so wie ich das betreibe, das nicht wirklich rechtfertigen. Ich hab eine semi-manische Art entwickelt. Ich fahre kein Auto mehr und ich kann es auch schon mal zehn Tage ohne Essen aushalten.

Wie viel gibst du denn im Monat für Decks aus?
So um die 800€. Die sind dann schon weg. Es waren auch schon Zeiten dabei, da sind alle zwei Tage Bretter reingekommen.

Gibt es noch irgendein Brett, wo du noch hinterher bist?
Ja gibt es. Ich schaffe es nur leider nicht zu sagen, ich leg mir jetzt ein finanzielles Polster zu. Weil für das Brett musst du wohl zweitausend Euro hinlegen. Das wäre das Claus Grabke Exploding Clock in einem schwarzen Dip. Also ich weiß wo eins steckt, aber der gibt es nicht her. [lacht] Und Claus Grabke hab ich noch nicht angeschrieben. Ich möchte das 100% haben, aber ich würde nicht betteln. Das muss sich einfach ergeben. Ich glaube dass den Claus Grabke 100 Leute anschreiben und nehme an, dass den das ganz schön nervt, da muss ich nicht auch noch dabei sein. Wenn sich es nicht ergibt, dann lass ich es bleiben.

Sebastian Ebner

Sebastian Ebner

Hi Sebastian, was machst du eigentlich hauptberuflich?
Ich bin Lehrer an einer Hauptschule.

Und du skatest auch selbst?
Ja, seit 25 Jahren.

Wie bist du denn hier in der Gegend zum Skaten gekommen?
Also ich hatte natürlich erst ein Plastikboard. Mein Bruder war in Amerika Austauschschüler, der hat dann eins mitgebracht, und dann waren wir Feuer und Flamme. Hat aber noch ein paar Jahre gedauert bis man dann auf den Titus gestoßen ist. Also ich hab mir dann mein Erstes Board erst relativ spät gekauft.

Und wo seid ihr dann geskatet? Downhill, im Bayerischem Wald?
Nein, man ist Natürlich schon Street gefahren. Skateflächen hat es ja noch nicht gegeben. Die Pfanni Hills in München gab es, da bin ich aber im Gegensatz zu meinem Bruder, nie gewesen. Und sonst ist man halt die Straßen hoch und runter gefahren. Parkplätze was man halt gefunden hat, immer hinter jeden Ecke geschaut ob es was zum skaten gibt. Das war so ein ertasten der Welt.

Du hast jetzt die Ausstellung größtenteils kuratiert?
Ja. Also ich hab die ersten Kontakte geknüpft und hab den Herrn Sammler dazu bewegt dass wir das machen sollten.

Was war der Anstoß das zu machen?
Der breiten Masse die Ikonografie des Skateboadens näher zu bringen. [lacht]

Der breiten Masse die Ikonografie des Skateboadens näher bringen.

Und das Stadtmuseum war da gleich Feuer und Flamme?
Aber klar doch. Das Stadtmuseum war sehr offen. Mann sucht immer neues Publikum das ins Museum geht, weil das alteingesessene Publikum doch schon älter wird und weil durch die Ausstellung der Jugend das Gebäude näher gebracht wird. Man ist da sehr offen für neue Sachen. Wir stellen ja auch Jugendsport vor und der Anklang bei den Jugendlichen ist doch da.

Und wie wird die Ausstellung im Allgemein angenommen?
Sehr gut. Wir haben ja auch eine Kooperation mit einer Schule gehabt, sprich wir haben da die Schulen mit eingebunden. Und über Mundpropaganda hoffen wir, dass uns da noch viele Museumsbesucher einen Besuch abstatten werden.

Du sammelst selbst auch Bretter, oder?
Ja, aber nicht in dem Maße wie mein Kollege.

Was sind deine Lieblings Decks?
Gefahrene Decks von meinen Freunden, die ich geschenkt bekomme. Roskop Face, von einem Freund geschenkt gekriegt … Bill Danforth, von meinem Bruder…

Also so Mitte, Ende 80’s.
Ja. Ich bin ja auch etwas später dazu gekommen.

Hast du irgendein Lieblingsboard jetzt hier in der Ausstellung?
Also ein Herzstück dieser Ausstellung ist sicher das Claus Grabke Powell Peralta. Das gehört aber nicht mir.

Aber das Board ist doch eigentlich untypisch, da ist gar keine Uhr drauf.
Ja. Claus Grabke ist ja nur ganz kurz für Powell gefahren. Das Board ist deshalb auch sehr selten. Das ist in tolles Board und wohl auch das wertvollste in der Ausstellung.

Art on Board

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