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„Not Another Transworld Video“ – Interview mit Chris Ray



Chris Ray ist einer der besten Filmer im Skateboardbusiness. Zusammen mit Jon Holland hat er etwa das Transworld Video „Hallelujah“ herausgebracht. Seitdem ist ein Jahr vergangen und das nächste TWS Video der Beiden, mit dem ungewöhnlichen Namen „Not Another Transworld Video“, steht in den Startlöchern. Als er kürzlich auf Tour durch Deutschland war, haben wir ihn uns deshalb geschnappt und ihm ein paar Fragen zum aktuellen Video und natürlich zur Entwicklung von Skatevideos im Allgemeinen gestellt.

[Pics: Philipp Schulte I Interview: Stefan Schwinghammer]

Hallo Chris, stell dich doch unseren Lesern kurz mal vor.
Mein Name ist Chris Ray, ich habe das aktuelle Transworld Video, „Not Another Transworld Video“ gefilmt. Daran habe ich etwa 10 Monate gearbeitet. Im Video zu sehen sind Mike Anderson, Wes Kremer, Theotis Beasley, Shane O’Neil und Nestor Judkins. Das Video war auch das letzte das ich für Transworld gemacht habe, weil ich jetzt für DC arbeite.

Wie kam es zu dem Wechsel? Gab es Probleme mit Transworld?
Nein, da ist alles cool. Ich wollte einfach was Neues machen und DC haben schon vor „Not Another Transworld Video“ angefragt. Damals lehnte ich allerdings ab, weil ich das Video unbedingt noch machen wollte. Als ich damit fertig war haben sie dann erneut angeklopft und ich hab okay gesagt.

Arbeitest du jetzt an einem neuen DC Video?
Nein, das war auch der Grund warum ich erst nach dem Video gewechselt bin. Ich wollte nämlich noch ein Full Length Video machen und bei DC wird es auf absehbare Zeit keines geben. Wir werden erst einmal kleinere Projekte verwirklichen. Werbeclips und einzelne Online-Parts und so was, damit die einzelnen Fahrer konstant Output haben. Wir werden auch ein Video von dieser Tour machen. Es wird also nicht ein großes Video geben, sondern viele kleinere Clips.

Ich habe mich gefragt, warum das neue Video den Namen „Not Another Transworld Video“ trägt. Ist daran irgendwas anders als bei den anderen Videos?
Nein, der Name kam auf, als wir einen Trip nach Portland, Oregon unternahmen. Sean Malto war als Gast dabei und er twitterte, dass er mit den Transworld Jungs unterwegs ist und wir uns fragen würden, wie wir das neue Video nennen sollen. Irgendwer hat dann getweetet: „Oh no, not another Transworld Video“ und wir mussten einfach lachen. Wir fanden es lustig und auch den Jungs die im Video sind hat es gefallen. Im Endeffekt machen wir uns also einfach ein bisschen über uns selbst lustig, weil alle immer sagen die Videos wären ständig das gleiche und man weiß was man zu erwarten hat, deswegen der Titel. Irgendwie hat er uns dann aber auch geholfen diesmal alles ein bisschen anders zu machen und aus gewohnten Denkmustern auszubrechen.

Was Skateboardvideos betrifft ist doch gerade das das Schwierige daran, oder? Ich meine es gibt sie jetzt seit etwa 25 Jahren und es geht nun mal immer um Typen die Skateboard fahren. Was ist dein Ansatz um es trotzdem stets irgendwie neu zu gestalten?
Das ist tatsächlich das Schwierige daran. Es gibt viele Leute die zu mir kommen und sagen, „Warum macht ihr nicht mal was Anderes?“, aber der Punkt ist, was willst du anders machen? Es ist ein Skateboardvideo mit einem Anfang, einem Ende und dazwischen Skateboardtricks. Was ich für mich versuche ist, das alles auf eine andere Art zu filmen. So ein paar Aufnahmen im Video zu haben, die einfach anders sind. Wir benutzten z.B. Go Pro Kameras und haben sie an Boards befestigt oder wenn ich Lifestyle Shots filme, dann versuche ich sie anders aussehen zu lassen, um dem Video dadurch einen neuen Look zu verleihen. Denn wenn du einen Trick am Handrail filmst, dann filmst du ihn normalerweise auf ganz gewöhnliche Art. Würdest du ihn in irgendeiner verrückten Einstellung filmen, würden es die Leute nicht mögen. Das Schwierige daran etwas komplett Neues zu machen ist also, dass wenn du es dann mal machst, es niemandem gefällt, weil alle so an das gewöhnt sind was sie immer sehen. Also veränderst du nur eine kleine Note, nur ein klein wenig, sonst flippen alle aus und dabei willst du schließlich doch, dass das Video möglichst jedem gefällt.

Wohin denkst du werden sich Skateboardvideos entwickeln? Wird es mehr in Richtung artsy Retro-Kram gehen oder werden HD Kameras und andere technische Neuerungen das Bild bestimmen?
Ich für meinen Teil mag HD Aufnahmen und ich glaube, dass alle gerade in die HD Phase eintauchen. Es gibt gerade so viele Entwicklungen was Kameras betrifft. Mittlerweile werden sogar iPhone Aufnahmen in Skatevideos verwendet. Ich meine, die VX 1000 wurde so lange von allen benutzt, dass es jetzt wirklich cool ist, zehn verschiedene Kameras zu haben. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten und führt dazu, dass Videos unterschiedlicher aussehen. Ich muss nicht mehr mit derselben Kamera filmen wie hundert andere auch. Jetzt kann ich mir eine bestimmte Kamera auswählen und damit filmen. Dadurch unterscheiden sich die Aufnahmen. Ich finde das ist eine aufregende Sache für Skateboarding. Im Moment ist HD noch so neu, dass man es mit den VX Aufnahmen vergleicht, aber bald schon wird man HD mit HD Aufnahmen vergleichen und es wird interessant sein zu sehen, was die Leute da draußen mit den Kameras alles anstellen.

Ty Evans hat ja jetzt einen 3D Film gedreht.
Ja genau, ich hab ihn leider noch nicht gesehen. Ich kenne nur Photos davon. Aber ich glaube es wird bald eine Menge 3D Zeug geben. Ich meine, du kannst dir diese alten Go Pro Kameras für $250 das Stück kaufen. Wenn du dir zwei davon besorgst und dazu ein Gehäuse, dann kannst du für ca. $500 Dollar in 3D aufnehmen. Das ist cool. Ich glaube viele Leute werden demnächst HD und 3D Sachen machen. Ich freu mich drauf.

Was ist dein Ansatz für ein Video? Wenn du weißt, du sollst ein bestimmtes Video drehen, wie gehst du an das Projekt heran? Willst du eine bestimmte Stimmung erzeugen, orientierst du dich an den beteiligten Fahrern, baust du alles um die Musik herum, wie gehst du vor?
Normalerweise wählen wir die Fahrer für das [Transworld, Anm. d. Red] Video danach aus, wer gerade am aufstreben ist. Wen die Leute sehen wollen. Fahrer die ein großes Jahr vor sich haben könnten. Wir holen diejenigen dann ins Video um das noch zu unterstützen. Wenn es dann ans filmen geht versuche ich die Fahrer in ihrer gewohnten Umgebung zu belassen. In der Vergangenheit habe ich öfter den Fehler gemacht, einfach nur rauszugehen und Footage sammeln zu wollen. Ich meine, wir haben diesmal Nestor Judkins im Video und der kommt nun mal gut in der Stadt zur Geltung. Er wirkt in New York, er wirkt in San Francisco. Also versuchte ich alles um es möglich zu machen dass er dort skaten konnte. Wenn wir filmen gingen, dann gingen wir dort filmen. Theotis passt nach L.A., er passt in die Straßen dort. Ich will die Fahrer also da belassen, wo sie auch gut aussehen. Die Leute sind ja auch Fans von Theotis und Nestor weil sie das mögen, was die bisher gemacht haben. Ich versuche deshalb schlicht zu zeigen wer sie sind und wie sie sind. Das ist mein Ansatz. Wir haben einfach versucht eine gute Gruppe an Skatern mit unterschiedlichen Styles zusammen zu bekommen. Ich denke in diesem Video ist uns das gut gelungen, weil ich glaube dass das die Jungs sind, die jeder sehen möchte.

Welcher ist denn dein persönlicher Lieblingspart im Video?
Oh, das ändert sich von Woche zu Woche. Diese Woche ist Mike Andersons Part mein Favorit, aber lange Zeit war Theotis’ Part mein Lieblingspart. Es verändert sich dauernd.

Ich war etwas überrascht, dass Shane O’Neill nicht den letzten Part hat.
Ja genau, Wes Kremer hat den letzten Part. Shane war sehr beschäftigt dieses Jahr. Er hatte viel zu tun mit Street League, den Berrics und solchen Sachen. Ich denke das hat ihn viel Kraft gekostet und er konnte sich deshalb nicht so zu 100 Prozent auf seinen Part konzentrieren, wie er das eigentlich wollte. Wenn Transworld jetzt eine Shoe Company wäre, dann hätten wir gesagt, „Okay, Shane ist noch nicht fertig, lasst uns noch 6 Monate länger filmen“, aber für die Transworld Videos haben wir nur einen äußerst kurzen Zeitraum zur Verfügung. Unsere Deadline steht von Anfang an fest. Egal ob sich jemand verletzt oder was auch immer – das Video erscheint trotzdem. Das funktioniert für manche und für manche eben nicht.

Jetzt mal abgesehen vom aktuellen Video, was sind deine absoluten Lieblingsvideos?
„Modus Operandi“ mag ich wirklich sehr gerne. Mit „Misled Youth“ bin ich aufgewachsen und habe die ganze Crew und das Video damals analysiert. Den Dylan Rieder Gravis Part kann ich mir auch immer ansehen. Eigentlich alles von Jason Hernandez, Jon Holland, Ty Evans, Greg Hunt, Ricki Bedenbaugh und Mike Manzoori. Deren Sachen könnte ich den ganzen Tag lang schaun. Das sind die 6 Jungs deren Videos anzusehen ich liebe.

Du hast Dylan Rieders Online Part erwähnt. Das Internet hat ja längst einen riesigen Einfluss auf die Welt der Skatevideos, wegen den unzähligen Clips die täglich erscheinen. Was hältst du davon?
Ich finde das gut. Es ist wirklich praktisch, dass du die Videos dadurch so einfach zur Hand hast. Wenn ich jemandem das Dylan Video zeigen will, dann brauch ich keine DVD mitbringen. Es ist zwar schön eine DVD zu besitzen, aber wenn jemand einen Clip so präsentiert wie das Dylan Video, dass sich eben anfühlt wie ein Video und nicht wie ein Clip, weil sie sich Mühe damit gemacht haben und wohl überlegt haben wie sie es präsentieren wollen, dann ist das okay.

Aber ist es nicht ärgerlich, dass man einen großen Aufwand betreibt um ein Video fertig zu stellen und dann findet man es schon kurz nach der Veröffentlichung im Internet wieder?
Ach weißt du, bei Transworld war es Teil meiner Aufgabe genau das zu verhindern. Ich war dafür zuständig, dass das Video nicht bei YouTube auftaucht. Die Transworld Videos kommen immer im Sommer raus und bis Weihnachten war das Erste was ich nach dem Aufstehen und das Letzte was ich vor dem ins Bett gehen machte, auf YouTube zu klicken und die dort aufgetauchten Parts zu entfernen. Irgendwann hab ich dann allerdings gemerkt wie sinnlos das ist. Ich meine das ist ein Kampf von einer Person gegen eine Million von Leuten, das kannst du nicht gewinnen. Jetzt bin ich einfach nur froh darüber, wenn möglichst viele Menschen die Videos sehen.

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