Josh Harmony ist ein extrem freundlicher und vor allem geduldiger Herr. Der Toy Machine Pro und RVCA Advocat hat dieses Jahr mit „Benefit of the Doubt“ ein neues Album veröffentlicht und setzte sich während der diesjährigen Sommerbright für einen kleinen Smalltalk zum Thema Musik und Skaten mit uns zusammen. Nebenbei verriet er uns noch fünf seiner all-time-favorite Songs und was sie für ihn besonders machen.
„Wild Horses“ – Rolling Stones
Der Song ist lyrisch und musikalisch einfach großartig, der Refrain „wild horses couldn’t drag me away, wild horses we’ll ride them some day“ Ich interpretiere den Song so, dass er von einem Typen handelt, der sehr an der Beziehung zu seiner Freundin hängt und diese nicht aufgeben möchte, seine Freundin aber ein bisschen durchgedreht ist und die beiden krasse Dinge durchgemacht haben. Solche Gefühle kennen wir alle und naja… die Zeilen „wild Horses couldn’t drag me away“. Er ist hingebungsvoll und der Song ist gut! Er spricht davon getrennt zu sein. „i have my freedom but i don’t have much time“ und so was, echt gut!
„Don’t worry Baby“ – Beachboys
Das ist einfach eine superschöne Aufnahme, die Vocals sind sehr üppig und satt. Ein sehr schöner Sound, „Don’t worry baby, everything will be alright“. Die Lyrics sind nicht so wirklich tiefgründig, sondern eher simpel, aber es ist einfach ein sehr schöner Song.
„Bohemian Rhapsody“ – Queen
Ich weiß, dass das ’ne Klischee-Antwort und nicht sonderlich einfallsreich ist, aber der Song ist einfach unglaublich. Ich hab den Song tausende Male gehört in meinem Leben und er ist einfach soo gut, ich liebe es wie er anfängt. Eigentlich sollten es zwei verschiedene Songs werden. Sie haben sich so viel Zeit genommen dafür, musikalisch ist es superschön und die Lyrics sind als Kontrast ebenfalls genial. Es beginnt mit einer traurigen Person, wird zu Frustration und am Ende ist sie verzweifelt. Es ist so cool, in der Lage zu sein ein so schönes Bild mithilfe von Musik zu malen.
„Oh Glory, how happy I am“ – Reverend Gary Davis
Er ist ein alter Blues-Musiker aus dem frühen 19. Jahrhundert, geboren im späten 18. Jahrhundert. Ein Gospelsong… Sein Gitarrenspiel ist unglaublich, er hatte von Geburt an Probleme mit den Augen und von der Medizin, die sie ihm gaben wurde er blind, aber er ist einer der besten Gitarristen, die jemals gelebt haben, seine Musik hat so viele Menschen beeinflusst, von Bob Dylan bis Grateful Dead, unzählige Leute. Der Song handelt davon wie er wiedergeboren wurde, wie er Gott traf, der Song ist echt cool, sehr weise und schön, ich liebe ihn.
„Hanging on a Star“ – Nick Drake
Es ist echt schwierig fünf Songs auszuwählen, aber ich steh einfach auf Nick Drake, deshalb nehme ich jetzt einfach mal diesen Song. Ich glaube der Song kommt aus den frühen Siebzigern, er hat nur drei Alben gemacht… Seine Lyrics sind ebenfalls großartig und er war eine große Persönlichkeit, aber leider hat niemand seine Musik geschätzt hat, als sie rauskam, die Message der Lyrics ist „why do you leave me hanging on a star / when you deem me so high“. Ich kann mir seine Frustration vorstellen. Die Erwartungen seines Labels und seiner Familie waren so hoch, er kam aus einer wohlhabenden Familie, er war so brilliant, aber er starb 30 oder 40 Jahre bevor überhaupt jemand realisierte wie großartig er wirklich war. Ein wirklich schönes Ding, wenn das nur früher bekannt geworden wäre. [Nick Drake ist mit 26 an einer Überdosis Antidepressiva gestorben; Anm. d. Red.]
Hi Josh, Musik spielt ja ein große Rolle in Chicago, gibt es einen bestimmten Grund dafür?
Es kommen viele großartige Bands und Künstler aus Chicago und besonders der Blues aus Chicago ist unglaublich gut. Ich denke das könnte etwas mit sehr langen Wintern zu tun haben. Wenn der Winter kommt und es so dunkel und düster ist und alle im Haus bleiben, projizieren viele ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten eher in Richtung Musik, als Leute die anderswo leben und weiter zerstreut sind und vielleicht mehr Zeit draußen verbringen. Musik ist ein gutes Ventil für den Winter, er produziert gute Musik!
Verbringst du noch viel Zeit in Chicago?
Eigentlich schon, die Familie meiner Frau ist von da und wir besuchen sie öfters, sowohl im Sommer als auch im Winter. Leben tuen wir aber in Kalifornien.
Konzentrierst du dich, wenn du in Kalifornien bist eher auf Skateboarding und wenn du in Chicago bist eher auf die Musik?
Nein, ich nehme mir auf jeden Fall jeden Tag Zeit, um Musik zu machen und das gleiche mit Skateboarding. Wenn ich das nicht mache hab’ ich das Gefühl ich werde verrückt. Ich versuche meine Zeit zu nutzen anstatt sie zu verschwenden. Wenn ich aufwache, spiele ich mindestens eine Viertelstunde Gitarre und versuche einen Song zu schreiben, wenn das klappt komponiere ich was, wenn es nicht klappt, spiele ich einfach ein paar Songs, die ich kenne, aber ich gehe auf jeden Fall auch jeden Tag skaten.
Also haben wir dich jetzt nach dem Album nicht an die Musik verloren?
Nein, nein. Ich werde so lange skaten, wie ich dazu in der Lage bin! Ich hatte einige wirklich schwere Verletzungen vom Skaten in der Vergangenheit. Ich hatte eine OP an der Hüfte und hab jetzt ein künstliches Hüftgelenk. Das war immer superschwer, nicht skaten zu können, weil Skaten einfach so ein krasses Ventil ist. Ich glaube wir haben alle eine spezielle Energie in uns und wenn wir diese Energie nicht für etwas kreatives nutzen, werden wir verrückt, speziell Skateboarder! Ich habe viel Energie in Musik gesteckt. Das ist etwas total beruhigendes, friedliches, in der Lage zu sein, die eigene Energie auf solche Dinge zu projizieren und sie da reinzustecken.
Ist das die Gemeinsamkeit zwischen Skateboarding und Musik? Das man seiner Energie dadurch freien Lauf lässt und sie so zum Vorschein bringt?
Ja, die Gemeinsamkeit besteht darin, dass du selbst wählen kannst was du wie machst, aber das Gefühl ist ein anderes.
Worin besteht der Unterschied?
Für mich persönlich… also ich hab das Gefühl ich bin aggressiver, wenn ich skate. Die Energie, die darin fließt ist aggressiv und stark und bei der Musik ist das etwas anderes, ähnlich aber anders. Es kommt mehr aus dem Inneren und es drückt mehr aus. Es ist wie ein Platz voller Aufruhr, ich meine häufig kommt ja der Input, aus dem die Musik entsteht vom Schmerz oder Frustration, Musik hebt deine Laune und du fühlst dich besser. Manchmal wird sich die Musik dann traurig anhören, wenn du aus Frust einen Song schreibst, wenn du dieselbe Energie aber in skaten steckst, wird dein Skaten aggressiv, wenn du verstehst was ich meine.
Wie würdest du deine eigene Musik beschreiben?
Ich denke sie ist sehr persönlich, stilistisch eher so in die Richtung Folk/Rock/Alternative einzuordnen, ich weiß nicht, mein Schreiben, meine Texte entstehen aus persönlichen Geschichten. Ich hatte einen Freund, der sich umgebracht hat, als ich jünger war. Ich schreib ein Lied da drüber weißt du? Ich schreibe Songs über meine Gefühle oder über Gefühle anderer, wenn ich sie bemerke. Es rührt oft nicht von einer logischen Idee her, sondern kommt aus meiner Gefühlswelt oder der anderer.
Wie kam es dazu dass du die Möglichkeit hattest, professionell ein Album zu produzieren?
Ich habe die Musik auf einer Kunstausstellung gespielt und Matt, einer meiner besten Freunde von der Kunstausstellung, der meine Musik wirklich mochte und in der Musikindustrie arbeitete, hat mir die Türen geöffnet und mir sehr geholfen mit dem Studio und so weiter. Er wollte meine Musik auf CD sehen, er hat’s möglich gemacht.
Alles klar, dann noch viel Spaß und danke für’s Interview!
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